Das Wintersemester bedeutet scharenweise Erstis. Sie strömen gruppenweise über den Campus („Pass‘ auf, gleich latschen die wieder auf den Radweg!“), nehmen begeistert an Fachschaftsveranstaltungen teil („Die sehen viel zu jung für Alkohol aus…“), und tragen ihre Abipullover in Einführungsvorlesungen („Oh Gott, sind da wirklich welche aus dem Jahrgang 2000?“). Die „alten Hasen“ beäugen diese seltsame Spezie mit einer Mischung aus genervten Augenrollen und wissendem Lächeln. Wir fühlen uns wie der Wildling Ygritte aus Game of Thrones, wenn wir denken: You know nothing, Ersti.
Doch seien wir ehrlich: Bei all den hämischen Kommentaren beneiden wir den Neuzugang doch. Frischer Lebensmut, Motivation und das Gefühl, endlich etwas „Sinnvolles“ zu lernen – das kennen wir alle aus unseren Anfängen. Könnte ich wählen zwischen bevorstehender Bachelorarbeit und der Erstifahrt nach Süderlügum, wäre die Wahl klar.
Das neue Semester beginnt, der Gedanke daran ist beflügelnder als der Jahreswechsel. Hierüber wird oft gesagt, dass sich ja doch nichts ändert und Neujahrsvorsätze sowieso überholt seien. Anders verhält es sich hingegen bei dem Semesterstart. Etwas Verheißungsvolles liegt in der zunehmend feuchter und kälter werdenenden Luft. Es ist die Motivation, die sich zweimal im Jahr verzweifelt aufbäumt und unserem Gewissen vorgaukelt, jetzt wird alles besser. Kein Klausurengeschiebe in den zweiten Prüfungszeitraum, kein Mischkonsum-Montag oder Sektfrühstück-Mittwoch, weniger Jodel in den Vorlesungen, ALBRECHT-Artikel vor der Deadline fertig haben und Seminarnachbereitung direkt in der gleichen Woche.
Wir Studierenden kommen gereinigt und frisch in das nächste Fachsemester. Im Kopf sind nicht nur Urlaubserinnerungen, sondern auch die Warnung, nie wieder zu versuchen, in drei Tagen eine Hausarbeit zu schreiben. Denn das ist der blanke Horror. Und so starten wir, erholt und motiviert, in den ersten Unitag, im Gepäck ein sorgfältig zubereitetes Mittagessen (man will ja günstiger und gesünder leben) und einen neuen Terminplaner (bleibt auch in den nächsten Monaten noch unbeschrieben). Aber natürlich weiß jeder von uns, dass dieser Zustand noch genau vier Tage vorhält, bis erstmals befunden wird, dass ja doch nicht unbedingt jede Freitagsvorlesung besucht werden muss…
Johanna schreibt seit Anfang 2015 vornehmlich für das Ressort Gesellschaft. Seit Februar 2017 ist sie Chefredakteurin des ALBRECHT. Sie studiert seit dem Wintersemester 2014 Deutsch und Soziologie an der CAU.