Semesterkonzert der Studentenkantorei und des Collegium Musicum
Am letzten Samstag im Januar brachte die Kieler Universitätsmusik ein fulminantes Konzert auf die große Bühne der Interimsphilharmonie in der Wunderino Arena vor etwa 1 000 begeisterte Zuhörer*innen. Über 160 Musiker*innen im großen Chor und Orchester interpretierten Karl Jenkins‘ The Armed Man – A Mass for Peace. Und das in Zeiten eines Krieges in Europa.
Vor gut gefülltem Hause präsentierte das Ensemble die Früchte, welche die Probenarbeit des vergangenen Wintersemesters getragen hat. Gekonnt und routiniert verstanden es die Musiker*innen, sich auf ihren Dirigenten, Universitätsmusikdirektor Daniel Kirchmann, zu verlassen. Dieser leitete die vielen Musiker*innen gefasst und energisch durch Jenkins‘ aufgeregtes Werk und das – bemerkenswerterweise – ohne eine eigene Partitur vorliegen zu haben, völlig frei.
UMD Kirchmann zeigt sich nach dem Konzert zufrieden. „Die Aussage des Stückes mit der Bitte um Frieden ist zurzeit leider hochaktuell, zusätzlich wollte ich mit dieser Musik, die sich vom klassischen Standardrepertoire unterscheidet, auch Menschen erreichen und für die Musik begeistern, die sonst eher nicht in klassische Konzerte gehen“, so Kirchmann. Die Zusammenarbeit mit dem Philharmonischen Orchester und dem Theater Kiel als Gastgeber in der Wunderino Arena sei optimal verlaufen und das Ensemble in Topform gewesen.
Bekenntnis, Krieg, Verlust
Der Chor schlüpfte im Laufe des Abend unter anderem in die Rolle betender Gläubige*r, die sich im Kyrie eleison auf ihren Glauben an Gott bekennen, und in die Form eines gregorianischen Männerchors, der in Erwartung eines entstehenden Krieges Gott um Erbarmung bittet. Alexander Hofmann, Bass in der Studentenkantorei, freut sich über den reibungslosen Ablauf des Konzertes, nachdem im Vorhinein bis zur letzten Probe am Nachmittag an der Abstimmung zwischen Chor und Orchester gefeilt worden sei. Die Messe besteche zwar nicht durch die Fülle an Material, wohl aber durch die effektvolle Emotionalität der Stücke, so Hofmann weiter. Er fügt hinzu: „Darüber hinaus hat Daniel Kirchmann es geschafft, uns für das Stück zu begeistern“.
Mit Marschtrommel und Piccolo
Das Orchester war mit knapp über 80 Instrumentalist*innen üppig besetzt und hatte ordentlich zu tun. Sowohl die militärische Untermalung im Schlagwerk durch fünf Musiker*innen, als auch die musikalische Darstellung der Kriegsschauplätze, der Verwüstung und des Bekenntnisses zu Gott und gegen den Krieg verkörperte das Orchester fantastisch.
Auch hier wurde wieder viel Lob in Richtung Daniel Kirchmann ausgesprochen. So ist Leonore Reuleke, Klarinettistin im Collegium Musicum, der Meinung, Kirchmann hole stets das gewisse Extra aus den Laienmusiker*innen heraus und sei permanent mit viel Eifer bei der Sache.
Die Welt mit Kiel vereint
Unterstützt wurde die Universitätsmusik durch Yakup Sahin, Imam der Gemeinde Merkel Camii, der im zweiten Stück der Messe solistisch und ohne Instrumentalbegleitung als Muezzin zum Gebet aufrief, und Gala El Hadidi, einer weltweit renommierten Mezzosopranistin, die in mehreren Stücken als solistische Gegenstimme zum Chor auftrat.
Voller Erfolg
Die Musiker*innen wurden am Ende des Konzerts mit stehenden Ovationen und minutenlangem Applaus geehrt. Auch das zweite Semester des – nicht mehr ganz so – neuen Universitätsmusikdirektors war also ein voller Erfolg. Im kommenden Sommersemester wird der Chor Händels Israel in Egypt und das Orchester das Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester sowie die 6. Sinfonie von Peter Tschaikowsky aufführen. Die Zuhörer*innen können sich bereits jetzt auf ein abwechslungsreiches Sommerprogramm und motivierte Mitwirkende in der Kieler Universitätsmusik freuen.
Finn ist seit Februar 2024 Chefredakteur des ALBRECHTs. Zuvor hat er ein Jahr lang das Kulturressort geleitet. Für unser Blatt sitzt er häufig in der Oper, im Theater oder im Konzertsaal. Er studiert Englisch und Geographie auf Lehramt und ist seit dem WiSe 22/23 Teil der Redaktion.