„Neben meinem Studium habe ich eigentlich einen ganz normalen Studentenjob“, erzählt die 22-jährige Michèle. „Aber da lerne ich ja kaum etwas, was für meinen späteren Beruf relevant ist.“ Michèle ist seit kurzem bei der StuBe (Studentische Beratung) Kiel dabei, einer studentischen Unternehmensberatung. In der StuBe unterstützen Studenten mit ihrem Wissen Unternehmen, entwickeln Marketing-Konzepte, planen Medienauftritte oder übernehmen Marktforschungsaufgaben. Seit 2009 gibt es die Unternehmensberatung StuBe Kiel.
Die Idee hatte Professor Dressler von der FH Kiel, der schon einige Jahre zuvor gemeinsam mit Studenten Projekte in Kooperation mit Unternehmen durchführte. Dressler wollte eine Plattform schaffen, auf der Studenten selbstständig anwenden können, was sie im Studium lernen. Außerdem wollte er die Studierenden aus den typischen Studentenjobs rausholen. Viele arbeiten in der Eisdiele, als Pizzabäcker oder im Callcenter. Davon haben die schuftenden Studierenden später allerdings wenig.
Einmal im Monat treffen sich die studentischen Unternehmensberater auch im Galileo. foto: cmDie Studenten sollten ein Netzwerk finden, in dem sie sich Fähigkeiten aneignen können, die in ihrem späteren Beruf gefragt sind. Es soll ihnen ermöglichen, erste Kontakte mit der Berufswelt zu knüpfen. „In der StuBe können wir Wirtschaftsprozesse von vorne bis hinten selbst begleiten und lernen, Dinge praktisch anzuwenden, zum Beispiel wie ich ein Interview führe oder wie eine statistische Erhebung funktioniert“, erklärt Michèle ihre Motivation.
Dem 21-jährigen Wirtschaftsingenieur Patrick gefällt vor allem, dass man in den Projekten auf Augenhöhe mit seinen zukünftigen Arbeitgebern arbeiten kann. „Man wird ernst genommen und wir können zeigen, es funktioniert, obwohl wir nur Studenten sind.“ Die StuBe besteht wie eine „richtige“ Unternehmensberatung aus einer Geschäftsleitung und verschiedenen Ressorts, wie zum Beispiel einer Vertriebsabteilung, einer Abteilung für Qualitätsmanagement und EDV-Mitarbeitern. Die meisten der 17 Mitglieder kommen aus dem Bereich BWL, unter ihnen finden sich aber auch Juristen und Informatiker.
Mitmachen kann jeder, der Interesse an betriebswirtschaftlichen Themen hat und Lernfähigkeit mitbringt ‒ unabhängig vom Studiengang oder Studienjahr. Die StuBler lernen untereinander und voneinander. Bei Treffen geben die Erfahreneren ihr Wissen weiter, außerdem steht Professor Dressler den Nachwuchskräften als Mentor mit seinem Rat zur Seite. „Man bewirbt sich wie für ein Praktikum bei der Personalabteilung“, berichtet Patrick, dann folgt ein Bewerbungsgespräch.“ Noten, betont er, seien dabei nicht relevant.
Können die Studierenden ein Unternehmen für sich gewinnen, bekommen die Projektmitarbeiter sogar anteilig einen Lohn ausgezahlt. Eine Verdienstgarantie gibt es allerdings nicht, denn für die Aufträge sind die StuBe- Mitglieder selbst verantwortlich. Patrick betont: „Mich hat weniger das Geld motiviert, sondern mehr das Ausprobieren gereizt.“ Sich StuBler nennen zu können, ist allerdings auch zeitintensiv. Wenn ein Projekt ansteht, müsse man vielleicht schon einmal eine Vorlesung ausfallen lassen, um zu einem Kunden zu fahren, vermutet Patrick, der noch auf sein erstes Projekt wartet.
„Immerhin kommt man mal aus dem Quark, so als Student“, sieht Michèle die Belastung positiv ‒ auch wenn sie durch ihr StuBe-Engagement, ihren Nebenjob und ihr Studium manchmal rund um die Uhr beschäftigt ist. Einmal pro Woche treffen sich die Studenten, um ihre Projekte zu besprechen. Zudem gibt es einmal im Monat ein nettes Beisammensein im Lokal Galileo, bei dem Interessierte herzlich eingeladen sind, in die Arbeit des Kompetenzteams hineinzuschnuppern. Berit ist heute zum ersten Mal dabei. Sie studiert BWL im ersten Semester an der CAU und hat durch eine Freundin von dem Treffen gehört. Sie hofft, schon mit Beginn ihres Studiums Erfahrungen sammeln zu können. „Je früher man im Studium zur StuBe kommt, desto besser“, betont die 24-jährige Personalchefin Lisa. Kreative Ideen seien immer gefragt und alles, was man nicht kann, könne man hier lernen‒ und das hier erworbene Wissen könnte einem sogar in der einen oder anderen Vorlesung mal helfen.
Cathrin war bis 2011 stellvertretende Chefredakteurin des Albrechts und für Anzeigen und Finanzen verantwortlich. Sie leitete das Lektorat und wirkte am Layout der Print-Ausgabe mit.