Liebe geht durch den Magen – Nachhaltigkeit auch. Wenn es um eine nachhaltige CAU geht, gehört ein Blick in die Mensen und Cafeterien also zum Pflichtprogramm. Deshalb haben wir mit Kristin Dahl, der Nachhaltigkeitsbeauftragten der Abteilung Hochschulgastronomie des Studentenwerks gesprochen.
Nachhaltigkeit bei der Speiseplangestaltung
Wenn Kristin Dahl erzählt, wie sie mit ihren Kolleg*innen den Speiseplan für den kommenden Monat zusammenstellt, klingt das nach Jonglage mit mindestens einem Ball zu viel. Zu beachten gibt es allerlei: Die Gerichte auf dem Speiseplan sollen ausgewogen, vielfältig, abwechslungsreich, optisch ansprechend und preiswert sein. Der Geschmack der Esser*innen will ebenfalls getroffen werden und natürlich müssen auch Unverträglichkeiten berücksichtigt werden. Darüber hinaus geht es um die Verfügbarkeit der einzelnen Komponenten, denn nicht immer können die Lieferant*innen Mengen, wie sie vom Studentenwerk in ganz Schleswig-Holstein benötigt werden, bereitstellen.
Dazu kommen aber noch die Kriterien, die für Kristin Dahl bei einer nachhaltigen Gestaltung des Speiseplans relevant sind: Saisonalität und Regionalität. Zwar kommt das Studentenwerk der Nachfrage entgegen und bietet zum Beispiel auch im Winter Tomaten an, grundsätzlich orientiert sich der Speiseplan aber stark an den saisonalen Gemüse- und Obstsorten. Außerdem kommen die Lebensmittel, wenn möglich, von regionalen Produzent*innen. Darüber hinaus achtet Kristin Dahl darauf, das Angebot klimagerechter, also in der Regel fleischloser, zu gestalten. Dies kommt auch der allgemein steigenden Nachfrage, insbesondere nach veganen Gerichten, entgegen.
Allerdings mangelt es bisher an Informationen von Lieferant*innen, um den Ursprung der Produkte stets zweifelsfrei festzustellen. Kristin Dahl wartet deshalb sehnsüchtig auf neue technische Lösungen, wie eine App, die die Berechnung eines ökologischen Fußabdrucks für die Zutaten im Warenwirtschaftssystem ermöglicht.
„Alle Kriterien in unserem Speiseplan umzusetzen, gelingt uns einfach nicht immer. Wir haben ein manuelles System, an dem wir jedes Mal schrauben, bis wir das für uns bestmögliche Ergebnis auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit erreichen.“
Der Kampf gegen den Verpackungsmüll
Zu einer nachhaltigen Hochschulgastronomie gehört für Kristin Dahl auch das Thema Verpackungen. An den Standorten in Flensburg und Lübeck wurde ein Refill-Cup-System eingeführt. To-Go-Becher können für einen Euro Pfand genutzt und zum Spülen wieder zurückgegeben werden. Es entsteht also ein Mehrwegsystem als Alternative zum klassischen Einwegbecher.
„Ob wir das System über die einjährige Testphase hinaus anbieten, hängt stark von der Nutzung ab. Und die muss sich noch deutlich steigern.“
Aktuelle Projekte
Aktuell treibt Kristin Dahl vor allem eins um: Das Angebot von Gerichten mit Fleisch aus artgerechter Tierhaltung. Seit Mitte Juni sind Gerichte mit Fleisch aus artgerechter Tierhaltung auf dem Speiseplan der Mensen vertreten und auch das Fleisch der Currywurst in den Cafeterien kommt nun von artgerecht gehaltenen Schweinen. Aber was bedeutet artgerecht überhaupt?
„Eine Orientierung an bestehenden Standards hat für uns nicht funktioniert, denn wir wollen weiterhin Fleisch von regionalen Produzenten beziehen.“
Das Studentenwerk hat deshalb Kriterien entwickelt, die die regionalen Höfe erfüllen müssen: Mehr Platz in den Ställen als vorgeschrieben, Tageslicht, natürliche Einstreumaterialien, gentechnikfreies, weitgehend regionales Futter, Verzicht auf prophylaktische Antibiotikagabe und möglichst kurze Transporte zum Schlachthof. Zu erkennen sind die Gerichte an dem Tiersymbol mit Lorbeerkranz.
Am Ende unseres Gesprächs bleibt die Frage: Isst die CAU nachhaltig? Die Antwort ist: vielleicht. Denn auch das scheinbar klimafreundlichste Gericht kann aktuell Komponenten enthalten, deren genaue Herkunft unklar ist. Aber Fakt ist auch: Hier bewegt sich was. Die Mitarbeiter*innen tüfteln an neuen Gerichten, neuen Maßnahmen gegen Verpackungsmüll und für einen transparenten ökologischen Fußabdruck. Feedback ist stets willkommen – also ran an die Feedbackbögen und raus mit der konstruktiven Kritik!
Über Hochschulpolitik und Campuskultur schreibt Nadine am liebsten und seit dem Wintersemester 17/18 auch für den Albrecht. Für den Master Praktische Philosophie der Wirtschaft und Umwelt ist sie nach Kiel gekommen und genießt seit dem die Nähe zum Meer.
Hannah ist seit Herbst 2017 Teil der Albrecht - Redaktion. Sie studiert Praktische Philosophie der Wirtschaft und Umwelt seit dem Wintersemester 17/18.