Terminator, Avengers, Jurassic World, Mission Impossible, James Bond und Star Wars. Wäre das vergangene Kinojahr ein Band-Line-up, würden soviele Headliner gar nicht auf das Festivalshirt passen. Sowohl junge Kinobesucher, als auch alteingesessene Filmveteranen ließen sich derart große Namen selbstverständlich nicht entgehen – womit die Rechnung der großen Hollywood Produzenten voll aufging. Aber nicht nur der Titel und die Aufmachung sollte den Drahtseilakt zwischen Jung und Alt vollziehen, sondern auch der Inhalt der Filme. Wie hat diese Herangehensweise das Blockbusterkino 2015 geprägt?

Der Reboot, also eine Filmreihe mit neuer Besetzung und zeitgemäßem kreativen Ansatz neu zu verfilmen, ist eine Filmpraxis, die vor allen Dingen durch Comicverfilmungen in das große Hollywood-Einmaleins aufgenommen wurde. Vor 2000 verfilmte die Traumfabrik zwar auch schon alle paar Jahre die gleichen legendären Helden- und Horror-Geschichten wie z.B. Robin Hood, Hercules und Dracula, dabei handelte es sich aber nicht um Filmreihen, sondern Einzelwerke (= Remake). Eine der ersten prominenten Neuverfilmungen einer fortlaufenden Superheldengeschichte war Batman Begins (2003), der seine sehr mäßig ankommenden Vorgänger Batman Forever (1995) und Batman & Robin (1997) mit einem bodenständigen und realistischeren Ton korrigierte. Marvels Comicfortsetzungsplan bis einschließlich 2019 tat das übrige dazu bei, dass andere Studios eine umfangreiche, jährlich erscheinende Filmreihe (ein eigenes Cinematic Universe) anstrebten.

Den Anfang der Reboots machte dieses Jahr Mad Max: Fury Road, der unter Kritikern als Musterbeispiel für eine gute Neuverfilmung gilt (siehe Top 10 Filme im Weißraum). Während der Schöpfer der alten Mel Gibson-Filme eine neue und eigenständige künstlerische Vision lieferte, wiederholte der im April letzten Jahres folgende Jurassic World die Ursprungsprämisse seines Vaterfilms Jurassic Park. War der fiktive Dinosauer-Vergnügungspark 1993 aber noch leer und hatten es die Protagonisten lediglich mit einer Raptoren-Bande und einem T-Rex zu tun, gingen 2015 sämtliche Sauerierrassen inklusive eines genmanipulierter Monsterdinos auf Tausende Inselbesucher los. Dass größer, schneller, weiter storytechnisch nicht unbedingt immer besser ist, sprechen selbst Figuren innerhalb des Filmes aus und schwärmen von den guten alten Zeiten des Ursprungsparks. Jene Szenen, in denen ein Jurassic World Charakter den Anschein macht, die alten Jurassic Park Filme gesehen zu haben, ist nur die Spitze des Eisbergs, der vielen Anspielungen an die jeweilige Ursprungsfilmreihe.

Ein Retro-Trend der 2015 öfter in Filmen zu finden ist: Terminator: Genisys ist zwar eine Fortsetzung, die ersten 30 Minuten des Films, sind aber bis hin zu den Kameraeinstellungen mit den alten Filmen identisch. Der Film nutzt einen netten Zeitreisetrick, den der diesjähriger Star Wars Regisseur J.J. Abrams schon 2009 bei seinem Star Trek Reboot praktizierte: Man erzählt die Geschichte der alten Filme mit neuer Besetzung nach, baut aber einen enscheidenen Twist ein, der die damaligen Ereignisse dann doch anders kommen lässt. Man erzählt sozusagen eine neue Alternativgeschichte mit denselben Attributen, welche den Ursprungsfilm kultig gemacht haben. Jurassic World und Terminator: Genisys verkaufte man beide als Fortsetzung der alten Filmreihe, bezog sich aber so sehr auf die alten Wurzeln zurück, dass man die Filme als eine Kreuzung aus Fortsetzung und Reboot bezeichnen könnte. Einen sehr ähnlichen Weg ging kürzlich auch der neue Star Wars: Schonwieder eine einsame Identifikationsfigur auf einem Wüstenplaneten, schonwieder ein mysteriöser Maskentragender Bösewicht und schonwieder ein zu zerstörender Todesstern – nur diesmal 17-mal größer.

Hoffen wir dass diese ins superlative getriebenen Remake-Ansätze, welche Star Wars, Jurassic World und auch Terminator: Genisys beeinhalten nicht zu einer dauerhaften Entwicklung im nächsten Jahr werden wird und Filmtitel wie Independence Day 2, Findet Nemo 2, das Harry Potter Prequel Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind und das Star Wars Prequel Rouge One sich nicht zu sehr in Anspielungen an alte Filme verlieren.

 

 

Autor*in

René war vom Wintersemester 2014 bis Februar 2017 Teil der Redaktion sowie von April 2015 bis Februar 2017 Chefredakteur für den Online-Bereich. Als Spezialist zum Thema Film rief er Ende 2015 die Kultur-Sparte 'KinoKatze' ins Leben.

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