Um die Entstehung von Hits ranken sich oft Gerüchte und Mythen. So soll Wonderwall wahlweise einer Freundin, wahlweise einem Freund gewidmet sein, jeder hat seine eigene Theorie; andere Songs sind da einfacher zu entschlüsseln: jedem ist bekannt, dass With Arms Wide Open anlässlich der Erkenntnis, dass Scott Stapp Vater werden würde, entstand. Ähnlich offensichtlich ist die Entstehungsgeschichte der Hitsingle We Don’t Need Money To Have A Good Time von The Subways – da hatte jemand kein Geld und dennoch Spaß. Die dazu passende Anekdote jedoch hat, besonders in der Vortragsweise des Sängers Billy, mehr zu bieten als bloße Faktenlagenbeschreibung.
Bis man in den Genuss eben dieser amüsanten Geschichte kommt, ist aber erstmal die Vorband dran. Abramovicz, benannt nach der Künstlerin ohne Z, kommen aus Hamburg und machen Folk-Punk. Zu ihren Einflüssen zählen sie Bruce Springsteen und The Gaslight Anthem, das hört man auch. Die lockeren Rhythmen und das vergnügte Keyboard machen daraus tanzbare Musik, die ideal ist, um die Stimmung vor dem Hauptact auf ein geeignetes Niveau zu bringen.
Nach einem kurzen, vom Publikum frenetisch gefeierten Soundcheck folgen also The Subways: Billy, Charlotte und Josh. Ansteckend gute Laune, verbreitet vor allem durch die wie verrückt auf der Bühne rumhüpfende Charlotte, macht sich breit und Die Pumpe ist brechend voll und mit dabei. Über die Musik an sich lässt sich nicht viel bemerkenswertes sagen – der Unterschied zwischen Studioaufnahmen zuhause abspielen und die Band live hören ist auch in diesem Fall eklatant, also nichts besonderes. Das besondere am Auftritt der drei auf Hertfordshire ist der Publikumskontakt und Billy’s kruder Humor. Es scheint fast, als wäre für ihn das Singen nebensächlich, wieso sonst zieht jemand fünf Minuten lang im Scherz über die allgemeine Dummheit und Unfähigkeit von Schlagzeugern her? Josh hat übrigens sein gesamtes Gepäck in Rostock stehen gelassen, sogar den Pass der Vollständigkeit halber nicht mitgenommen und musste so die Unterhosen seines Bruders, Billy, tragen. Sie waren natürlich viel zu groß (nein, nicht an der Taille).
Apropos Unterhosen: es begab sich also zu der Zeit, da David Cameron jüngst über das Vereinigte Königreich herrschte oder früher, dass ein Freund Billys unfreiwilliger Weise aus seinem Beschäftigungsverhältnis im Unterwäschemanufaktursektor austrat. Auf der einen Seite musste er sich nunmehr ausschließlich mit der eigenen Unterwäsche – oder der seiner Partnerin – herumschlagen, auf der anderen wurde über kurz das Geld knapp. Also machten sich seine Freunde auf, ihm einen netten Abend zu finanzieren, ein jeglicher in seiner Stadt. Gegen halb elf jedoch war ihm seine Bedürftigkeit zuwider und er beschloss, nach Hause zu gehen. Die Gruppe zog mit, man wollte bei ihm zuhause weiterfeiern. In einem kurzem Moment der Klarheit schließlich fiel aus seinem Munde der Satz „We don’t need money to have a good time.“ Der Rest ist Geschichte.
Drei Songs vor Ende der Show kommt der sympathischte Monolog des Abend. Billy erklärt, dass es jetzt eigentlich Zeit für die Zugabe wäre. Das Modell Zugabe bestehend aus von der Bühne gehen, überrascht zurückkommen, prätentiösem „Drei Songs haben wir ja noch, huch!“ und schlussendlichem Vortrag eben dieser, sei ihm zuwider. Ergo weiter im Programm: „There is no rest for the wicked“, so Billy. (War dies ein Sprichwort oder ein Zitat von Cage The Elephant?) Also wird dem Publikum gedankt im Bewusstsein, dass die Band ohne es frei nach Jan Philipp Eißfeldt „gaa’nix“ wäre. Wenige Interpreten wirken dabei so genuin dankbar. Ein Zuruf, jetzt doch endlich Rock’N’Roll Queen zu spielen wird gewohnt zotig beantwortet: Man muss die Leute scharf machen, etwas mit der Zunge spielen, nicht direkt drauf los. Am Ende bekommt der Zwischenruf jedoch, was er wollte. Mit Rock’N’Roll Queen erreicht das Konzert seine Klimax – eine Zugabe wäre jetzt eh überflüssig.
Paul war seit Ende 2012 Teil der Redaktion. Neben der Gestaltung des Layouts schrieb Paul gerne Kommentare und ließ die Weltöffentlichkeit an seiner Meinung teilhaben. In seiner Freizeit studierte Paul Deutsch und Anglistik an der CAU.