Seit Anfang dieses Semesters hat die CAU eine neue Präsidentin: Prof. Dr. Simone Fulda. Im Interview verrät die 52-Jährige dem ALBRECHT einige persönliche Details von sich. Aber auch über Probleme an der Uni haben wir gesprochen. Lest selbst und macht euch ein Bild von der Frau, die das höchste Amt an unserer Uni bekleidet.
DER ALBRECHT: Was gefällt Ihnen an Kiel am besten?
Simone Fulda: Ich bin Neu-Kielerin und wohne erst seit September 2020 – also seit kurz vor meiner Amtszeit – hier. Aber ich fühle mich total wohl. Ich liebe die Lage am Meer und die Kiellinie. Dort entlangzujoggen, ist schon toll!
Was hat Sie, nach dem Medizin-Studium an renommierten Universitäten und viel fachlicher Arbeit, dann bewogen, unsere Universitätspräsidentin zu werden?
Seit zehn Jahren bin ich in der Wissenschaftspolitik aktiv, zum Beispiel im Wissenschaftsrat. Das ist ein Beratungsgremium der Bundes- und Landesregierung. Über diese wissenschaftspolitische Arbeit habe ich eine neue Perspektive auf größere Strukturen und Rahmenbedingungen der Wissenschaft gewonnen. Da ich in den letzten Jahren an der Goethe-Universität in Frankfurt schon als Vizepräsidentin für Forschung und akademische Infrastruktur tätig war, ist das Amt der Uni-Präsidentschaft der nächste konsequente Schritt.
Was macht für Sie unsere Universität einzigartig?
Das Besondere an der Universität Kiel ist die gelebte inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit – also die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Wissenschaftskulturen. Aber auch die Zusammenarbeit von Wissenschaftler*innen mit anderen Akteuren außerhalb der Wissenschaft, zum Beispiel Partner*innen aus der Gesellschaft oder der Wirtschaft. Also die gelebte Interdisziplinarität!
Aber auch die Lage der Universität zwischen den Meeren ist schon besonders, was natürlich unsere Forschungsschwerpunkte auch mitbestimmt.
Wie können wir uns Ihren typischen Arbeitsalltag vorstellen?
Da gibt es eine Reihe von verschiedenen Tätigkeiten: Sitzungen in Gremien, zum Beispiel Senats- oder Präsidiumssitzungen, viele Besprechungen mit anderen Kolleg*innen oder Mitarbeiter*innen aus der Verwaltung. Hinzu kommen Telefonate mit Dekan*innen oder anderen Kooperationspartner*innen, ebenso Vertreter*innen der Stadt. Dann selbstverständlich eine Vielzahl an Post oder Dokumenten lesen beziehungsweise selbst erstellen.
Außerdem gibt es viele Termine außerhalb, wo ich die Hochschule repräsentiere oder ein Grußwort spreche. Sie sehen: Es ist abwechslungsreich, es ist in keiner Weise langweilig und genau das ist auch das Tolle am Amt. Ich arbeite sehr viel mit Menschen zusammen und das ist auch das, was ich in meiner Tätigkeit früher als Ärztin gemacht habe. Man muss gut mit Menschen können.
Welche war die größte berufliche Hürde, die Sie überwinden mussten?
Das ist eine gute Frage. Aber da habe ich keine Antwort drauf gefunden, weil ich nie etwas als ‚größte Hürde’ empfunden habe. Es hat sich immer so entwickelt.
Welches Problem erscheint Ihnen am dringendsten an der CAU?
Ich glaube eine große Baustelle ist wirklich die digitale Transformation. Ich sage bewusst ‘digitale Transformation’, denn es ist ein umfassender Prozess, der die ganze Universität betrifft. Sie umfasst verschiedene Bereiche: Digitalisierung in der Lehre, in der Forschung und in der Verwaltung. Dafür braucht man digitale Infrastruktur, also einfach die technischen Voraussetzungen. Aber Digitalisierung ist mehr als einfach nur das IT-Kabel, denn es ist auch eine Personalentwicklung und eine Organisationsentwicklung. Darum ist das ein Prozess, der wirklich die ganze Universität betrifft, da die Mitglieder der Universität bei diesem Prozess mitgenommen werden müssen.
Die Corona-Zeit ist für uns Studierende durch die Online-Lehre ungewohnt schwierig. Der Mangel an Präsenzlehre macht die Lehre oft komplexer, da es manchen viel schwerer fällt, dem Stoff zu folgen und die Möglichkeit, Fragen zu stellen, eingeschränkt ist. Ist es gerechtfertigt, angesichts der Öffnung von Schulen, Freizeitparks, teilweise Fußballspielen im Sommer unsere Bildung hinter diesen Themen einzusortieren? Ist unsere Bildung zweitrangig?
Hier ist es wichtig zu sehen, dass die tertiäre Bildung, also das Studium, ein ganz wesentlicher Bestandteil unseres Bildungssystems ist und dass man adäquate Formate finden muss, damit das Studium auch in diesen Zeiten gut aufgestellt ist. Das ist auch uns im Präsidium extrem wichtig, gute Formate zu finden. So ist das Wintersemester jetzt als Hybrid-Semester konzipiert. Das heißt, dass wir Präsenzangebote in bestimmten Bereichen ermöglichen und wir sogar in diesem partiellen Lockdown daran festhalten können. Besonders in Studiengängen, in denen das essenziell ist – ich denke da an praktische Sportübungen oder Laborpraktiken in den Naturwissenschaften und der Medizin. Dazu natürlich die Präsenzveranstaltungen für die Erstsemesterstudierenden, die noch nie an der Universität waren und wo die sozialen Kontakte zu Mitstudierenden und Lehrenden somit besonders wichtig sind.
Der andere Aspekt ist, die digitale Lehre so zu gestalten, dass die soziale Interaktion auch im digitalen Format unterstützt wird. Natürlich ist es etwas anderes, als auf dem Campus zusammen einen Kaffee zu trinken oder sich auszutauschen, aber nichtsdestotrotz kann man auch online sozial interagieren.
Wie entspannen Sie sich abseits Ihres Amtes?
Da packe ich sehr gerne meine Laufschuhe aus und lasse zum Beispiel an der Kieler Förde die Gedanken schweifen. Das ist etwas, was ich zu jedem Tages- und Nachtzeitpunkt einlegen kann. Die Laufschuhe nehme ich auch auf Dienstreisen mit, denn da findet sich immer eine Strecke, die ich entlanglaufen kann.
Haben Sie noch einen abschließenden Rat für uns Student*innen?
Machen Sie das, was Sie wirklich interessiert!
Auch möchte ich noch einmal los werden, dass ich Präsidentin aller Statusgruppen bin. Mir liegt der Austausch mit den Studierenden echt am Herzen. Eine gute, wechselseitige Kommunikation sowohl von mir in die Uni, als auch natürlich aus der Uni an mich, ist mir wirklich wichtig. Ich möchte in regelmäßigem, direkten Austausch mit der Studierendenschaft und deren Vertreter*innen sein.
Vielen Dank für das Gespräch!
Seraphina studiert seit 2018 Deutsch und Geschichte an der CAU. Seit November 2020 ist sie nun Redakteurin beim Albrecht und schreibt gerne über gesellschaftliche Themen, alle anderen Ressorts sind aber auch herzlich willkommen!