Bevor Tino Hanekamp erfolgreicher Mitbegründer, Miteigentümer und Programmdirektor des „Uebel & Gefährlich“ wurde, besaß er mit einem Freund einen Musikklub namens „Weltbühne“, der jedoch bereits nach kurzer Zeit abgerissen wurde.
Auch die Hauptfigur seines ersten Romans „So was von da“ hat mit eben diesem Umstand zu kämpfen. Oskar Wrobel ist 23, hochverschuldet, perspektivlos und trauert seiner großen Liebe Mathilda nach. Oskars Tag beginnt mit Resignation, Erpressung durch einen ehemaligen Zuhälter und dem alltäglichen „Armdrücken mit dem Selbsthass“.
Es ist Silvester und der Tag, an dem sein Musikklub das letzte Mal geöffnet sein wird, bevor das gesamte Gebäude, ein ehemaliges Krankenhaus am Ende der Reeperbahn, dem Erdboden gleichgemacht werden soll. Von der Ausweglosigkeit seiner Situation zerfressen, hat die Welt für ihn nichts Begehrenswertes mehr zu bieten, außer: Mathilda – Jugendliebe und Ideal.
Tino Hanekamp pop-arty mit Banane foto: York Christoph RicciusDoch da diese unerreichbar ist, verwandelt sich für ihn selbst Liebe zu Leid und Verdrängung. Bis Mathilda plötzlich doch wieder auftaucht. Oskar erinnert dabei an eine moderne Version des Werther, jedoch weniger von Selbstmitleid, dafür umso mehr von Gleichgültigkeit, Hass und Weltekel geprägt.
Doch nicht nur das eigene Leben macht Oskar zu schaffen. Sein bester Freund Rocky droht am Ruhm als Rockstar zu zerbrechen, die eigentlich lebensfrohe Nina malt alles schwarz und Leo schweigt weiterhin über seine Vergangenheit in Russland. Der Leser erlebt mit Oskar den Silvesterabend im „sterbenden Hamburg“, die kleinen und großen Katastrophen, Zusammenbrüche, Eskalation, die letzte große Party, bevor alles zu Ende ist.
Tino Hanekamp schafft in seinem Roman eine düstere Stimmung, die im Leser eine Ahnung vom Ende der Welt hervorruft. Seine authentische, unverblümte aber auch unüberspitzte Schreibweise erzeugt eine Nähe und Schnelligkeit, die den Leser geradezu mit Gewalt in die Geschichte zerrt. „So was von da“ ist ein rasantes, bedrückendes, wenn auch zutiefst romantisches Debüt, das den Leser in seinen Bann zieht, wie es lang kein deutscher Bildungsroman zu schaffen vermochte. Wer mehr über den Wahnsinn in und um Oskar erfahren
möchte, kann Tino Hanekamp am 7. Mai 2011 im Luna lauschen.
Frederike war bis 2011 Redakteurin des Albrecht und für die Plattensau verantwortlich.