Wie ein immer wiederkehrendes Mantra zieht sich der Satz „ein Auslandsaufenthalt ist wichtig für die persönliche Entwicklung und wird von zukünftigen Arbeitgebern gerne gesehen“ durch das Studium. Es wird auf Begrüßungsveranstaltungen und in Vorlesungen gesagt, es kann in jeder beliebigen Studentenzeitschrift nachgelesen werden und Mundpropaganda tut das Übrige. Ein Auslandssemester ist längst nichts Außergewöhnliches mehr: Eine Untersuchung des Hochschul-Informations-Systems (HIS) ergab, dass 26 Prozent der deutschen Studenten bereits im Ausland studiert haben, wovon rund die Hälfte am ERASMUS-Programm teilnahmen.
Wer ein Gastsemester außerhalb von Europa verbringen möchte oder an eine europäische Universität will, mit der kein ERASMUS-Vetrag existiert, kann als „Free Mover“ an ausländischen Universitäten studieren. Da dies aber oft teuer ist, stellt sich bei vielen Studenten die Frage der Finanzierung.
Auch mal die Straße verlassen und eine Abzweigung zum Ziel nehmen. RainerSturm / pixelio.deDie gute Nachricht vorweg: Es gibt Finanzierungsmöglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt – sogar sehr viele. Wer sich früh darum kümmert, die Eigeninitiative ergreift und bereit ist, viel Zeit in Planung und Organisation zu investieren, hat gute Chancen, Fördergelder zu erhalten – auch ohne Bestnoten.
Eine Möglichkeit sind Stipendien. Seit Januar 2011 ist es möglich sich über die Universität Kiel für das PROMOS-Programm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) zu bewerben. Je nach Gastland wird von der der CAU ein Betrag von bis zu 300 Euro pro Monat und ein Reisezuschuss ausgezahlt. Die Studiengebühren werden aber im Gegensatz zum Vorgängerprogramm, bei dem der DAAD die Fördergelder direkt an die Studenten verteilte, nicht mehr übernommen.
Wer in ein Land mit hohen Studiengebühren will, kann sich entweder für ein einjähriges Stipendium des DAADs bewerben oder sich nach anderen Geldgebern umsehen. Viele Universitäten bieten für ausländische Studenten finanzielle Unterstützung in Form von Voll- und Teilstipendien an, um die kulturelle Vielfalt an der eigenen Universität zu erhöhen. Auch einige Nationalstaaten vergeben Stipendien, die USA bieten zum Beispiel das „International Doorways“-Programm an.
Weitere mögliche Geldgeber sind die Studienstiftung des Deutschen Volkes, das International Education Center (IEC), aber auch viele Parteien, Vereine und religiöse Einrichtungen. Wobei es sich bei letzteren oft nur um Teilstipendien handelt.
Eine gute Alternative zu einem Stipendium ist das Auslands-BAföG – Studiengebühren bis zu einem Betrag von 4 600 Euro werden übernommen und müssen nicht zurückgezahlt werden. Zusätzlich wird eine monatliche Pauschale ausgezahlt. Da die Freibeträge beim Auslands-BAföG höher sind, haben auch viele Studenten, die in Deutschland keine staatliche Förderung beziehen, Anrecht auf Auslands-BAföG. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass das Auslandssemester bei der Berechnung der Förderungshöchstdauer des Inlands-BAföG nicht eingerechnet wird.
Wer weder ein Stipendium noch Auslands-BAföG bekommt und bereit ist, das Auslandssemester aus eigener Tasche zu bezahlen, soviel Geld momentan aber nicht zur Verfügung hat, kann auch einen Studienkredit aufnehmen (weitere Informationen unter www.ieconline.de).
Wichtig ist aber bei allen drei Möglichkeiten: Mindestens ein Jahr vor Beginn des Auslandssemesters muss sich um die Studienplatzbewerbung (Hilfe bietet zum Beispiel das IEC) und um Fördermittel gekümmert werden. Wer ein ganzes Jahr im Ausland verbringen will, sollte mindestens drei Semester vorher beginnen, sich zu informieren. Denn nur wer früh genug Zeit und Energie investiert, wird eine Förderungsmöglichkeit finden.
Nele leitete bis 2012 das Ressort Hochschule.