Anlässlich der Studi-Wahlen im Juni wollen wir euch eine*n Kandidaten*in je politischer Hochschulgruppe vorstellen, der*die für die kommende Legislaturperiode des Studierendenparlaments antritt. Die Fragen wurden an die Juso HSG, Campus Grünen, Liberale HSG, Linke HSG, PARTEI HSG, den RCDS und BfS geschickt.
Wie sieht ein guter Tag für dich aus?
Ein guter Tag ist es für mich, wenn ich es ab und an mal schaffe, frühes Aufstehen mit genügend Schlaf zu kombinieren. Nach einem fruchtigen Frühstück gehe ich dann gerne zur Arbeit, bin nachmittags an der Universität und habe anschließend noch ein Fußballspiel mit meinem Uniliga-Team und kann den Abend dann im entspannt freundschaftlichen Kreis ausklingen lassen.
Wer ist dein Vorbild?
Ich halte mich bei Vorbildern selten an einzelne Personen. Eher achte ich auf Haltungen und wichtige Entscheidungsphasen von Menschen, die gerade unter besonderem Druck stehen, was ich teilweise sehr faszinierend finde. Dennoch zählt gerade in diesen Komplex auch mein Vater, der vor mehreren Jahren aus Indien nach Deutschland gekommen ist, sich zu Beginn noch ohne jegliche Sprach- oder Kulturkenntnisse hier aufhielt und nun hier arbeitet und in Deutschland eine Familie ernähren kann.
Was regt dich so richtig auf?
Respektlosigkeit
Bist du auch außerhalb der Campus-Politik in einer Partei aktiv und wenn ja, in welcher?
Durch die enge Verbindung von RCDS und der Jungen Union bin ich im aktuellen Landtagswahlkampf auch dort bei einigen Veranstaltungen wie Podiumsdiskussionen zum Thema Bildung oder neulich dem TV-Duell von Daniel Günther und Thorsten Albig dabei. Allerdings bin ich dort kein Mitglied.
Möchtest du auch nach dem Studium weiter in der Politik aktiv sein?
Das wird sich voraussichtlich so ergeben. Dadurch, dass meine Studienfächer Geschichte und Politikwissenschaft sind und ich auf letztere einen stärkeren Fokus lege, kann ich mir gut vorstellen, auch dort beruflich zu bleiben. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich dabei auch einhergehend einen aktiven Posten bekleiden muss. Auch in Betrieben habe ich mich bisher immer sehr wohl gefühlt.
Woher kommen deine politischen Haltungen?
Das ist eine interessante Frage, die ich mir selbst manchmal stelle oder die ich von Leuten gefragt werde. Ich denke die Haltungen kommen aus zwei Grundlagen heraus.
- gemachte Erfahrungen: Was soziale Gruppierungen angeht, wurde ich schon früh zum Chamäleon. Ich bin in der Großstadt Köln geboren, ging dort von einem sozial eher schwachen Wohnbezirk aus zur Schule, in der ich mit vielen Emporkömmlingen der ersten reichen Generation zusammengewürfelt wurde, wobei hier der Fokus auch oft auf materiellen Dingen lag. Zusätzlich war ich fast ein Jahrzehnt Sänger im Kölner Domchor, wo ich wiederum mit den sozialen Eliten in Kontakt kam. Hier verschob sich der Fokus auf kulturelle Werte und gemeinschaftliche Festigung und dieses Gemeinschaftsgefühl verband sich dann wieder irgendwie mit meinem sozial schwächeren Wohnort, wo eher ein Clan-Leben vorherrschte. Zusätzlich habe ich eben aber auch drei Jahre in einem kleinen Dorf in Schwaben verbracht.
- Beobachtungen: Durch diese gemachten Erfahrungen und das genaue Beobachten lernt man, sich sehr schnell sozial flexibel anpassen zu können. Ebenso erlebt man aber auch die unterschiedlichen Ansprüche und Lebensausrichtungen – und das versuche ich zu vereinen.
Was ist das beste Buch, das du je gelesen hast?
Durch meinen straffen Alltagszeitplan komme ich aktuell während des Studiums nur noch selten zum eigenständigen Lesen, was ich sehr schade finde. Das änderte sich bei mir in der Übergangsphase zwischen Schule und Studium und wird hoffentlich auch nach dem Bachelor und Station X wieder häufiger der Fall sein. Favoriten waren bisher Christian Wulffs‘ Ganz Oben Ganz Unten, da es sehr deutlich gesellschaftliche Bewertungsmechanismen im Zusammenspiel der Medien beleuchtet. Ansonsten habe ich in Kindertagen J.K. Rowlings‘ Harry Potter geliebt – es beflügelt einfach die Kreativität.
Woran denkst du, wenn du nicht einschlafen kannst?
An schöne Erlebnisse mit Menschen, die mir viel bedeuten.
Was möchtest du erreichen, wenn du ins Studierendenparlament gewählt wirst?
Ich würde mir wünschen, dass wir an unserer Universität wieder einen Zustand erreichen, in dem die Interessen möglichst aller Studenten repräsentiert werden. Dies sehe ich in Bezugnahme auf die Vergangenheit kritisch, in der gerade beim Thema politische Bildung ein sehr links gerichteter Zeitgeist repräsentiert wurde. Hierbei muss man gerade schon einfach aus wissenschaftlicher Perspektive weg von bloßer Ideologie und mehr auf einen Ausgleich setzen, damit die Interessen aller widergespiegelt werden können. Zusätzlich finde ich es wichtig, die Renovierungsarbeiten in den Studentenwohnheimen voranzutreiben, um besseren und mehr Wohnraum in Kiel zu schaffen. Auch die Rundfunkgebühren für Studenten müssen abgeschafft oder zumindest drastisch reduziert werden.
Was ist – deiner Meinung nach – die beste Lösung für die Probleme in unserer Gesellschaft?
Dass wir sie aktiv anpacken und genau dafür brauchen wir ausgebildete Menschen, die sich selbst ohne Beeinflussung eine Meinung bilden können und für sich entscheiden können, was verändert werden muss. Diese Mündigkeit des Einzelnen kann aber nur erreicht werden durch eine konstant gute und umfassende Lehre.
Was nimmt – deiner Meinung nach – zu viel Raum in der politischen Debatte ein?
Wir sollten uns weniger mit Auseinandersetzungen beschäftigen, die nur der Symbolik dienen, aber für die Menschen nur von begrenztem Wert sind. Und gerade diese Debatten haben mit Hochschulpolitik rein gar nichts zu tun.
Wovor fürchtest du dich am meisten?
Da muss ich überlegen… Ich habe ehrlich gesagt ein großes Unbehagen dabei, wenn ich sehe, wie ein Großteil der Menschheit in einem hochtechnisierten Zeitalter immer mehr ausschließlich auf Rationalität setzt. Rationalität ist zwar gut, da gerade politische Entscheidungen nicht bloß aus dem Bauch heraus getroffen werden sollten. Jedoch darf es aber auch nicht dazu kommen, dass Emotionalität und moralisches Handeln dabei verloren gehen oder negativ konnotiert werden, denn nur das macht uns schließlich zu Menschen.
Johanna schreibt seit Anfang 2015 vornehmlich für das Ressort Gesellschaft. Seit Februar 2017 ist sie Chefredakteurin des ALBRECHT. Sie studiert seit dem Wintersemester 2014 Deutsch und Soziologie an der CAU.