Ein Artikel von Mimke Teichgräber und Eva Stange
Wie die Verwertung von Bioabfall Geld spart
Den meisten Studierenden steht nur ein beschränktes monatliches Budget zur Verfügung, sodass sparen, oder mindestens Zurückhaltung bei teuren Einkäufen bei vielen den Alltag mitbestimmt. Dabei ist es wichtig, nicht nur weniger Geld auszugeben als manchmal gewollt, sondern auch das ausgegebene Geld zu 100 Prozent in Dinge umzusetzen. Für den Einkauf von Lebensmitteln geben Studierende etwa 150 Euro monatlich aus, doch Statistiken zur Lebensmittelverschwendung zeigen, dass diese Ausgaben nicht effizient ausgenutzt werden. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz schätzt den Wert eigentlich noch genießbarer aber weggeworfener Lebensmittel, die jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr produziert auf etwa 200 Euro. Finanziell ist das ärgerlich, für die Umwelt ist es ein riesiges Problem. 6,7 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle werden insgesamt in deutschen Haushalten pro Jahr weggeworfen. Sich vorzustellen, wie viele Laster es zum Abtransport bedarf, oder wie viele Katzenbabys das aufwiegen, veranschaulicht es. Es sollte uns also aus ökologischen und finanziellen Gründen ein Anliegen sein, Lebensmittelverschwendung einzudämmen.
Eigentlich verwertbare Lebensmittel landen meistens auf zwei Arten in der Biotonne: Sie wurden noch essbar aussortiert, oft durch falsche Interpretation des Mindesthaltbarkeitsdatums, ohne Rücksichtnahme auf den Zustand des Produktes. Oder sie finden erst Beachtung, wenn sie nicht mehr genießbar sind, weil zum Beispiel regelmäßig zu viel eingekauft wurde, oder der Kühlschrank zu unübersichtlich geordnet ist. Am besten ist Lebensmittelverschwendung dadurch einzudämmen, dass der eigene Einkauf bedarfsgerecht und – besonders wichtig – nicht hungrig erfolgt. Ein Blick in den Kühlschrank zur Sichtung der Reste fördert oft Dinge zutage, die schon auf der Einkaufsliste stehen. Auch die Lagerung, Verwertung und ein reflektierter Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum können sowohl das Wegschmeißen als auch das Verderben noch essbarer Lebensmittel verhindern. Damit ihr im nächsten Jahr die 200 Euro in etwas Sinnvolleres als die Biotonne stecken könnt, haben wir euch hier ein paar Ideen, Tipps und Tricks zusammengestellt, die private Lebensmittelverschwendung eindämmen können. Unsere Anregungen sind natürlich beliebig erweiterbar. Wer selbst praktische Tipps oder Rezepte fürs Resteessen hat, kann diese gerne in einem Kommentar unter diesem Artikel auf unserer Homepage oder facebook-Seite mit anderen teilen.
MHD
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist ein weiterer Grund für unnötigen Bioabfall, da es oft falsch interpretiert wird. Denn dabei handelt es sich auf den meisten Lebensmitteln nur um ein Qualitätsversprechen der Hersteller: Es soll garantieren, dass die Lebensmittel am angegebenen Datum noch in genau dem gleichen Zustand sind wie am Herstellungstag. Das ist zum Beispiel bei Essen wichtig, das Bakterien enthält, wie zum Beispiel Joghurt oder Käse, die nach dem Herstellen noch weiter reifen. Dass ein Lebensmittel nicht mehr genießbar ist, sobald das MHD abgelaufen ist, heißt das aber noch lange nicht. Vakuumverpackte Produkte können auch noch lange Zeit nach Ablauf des MHDs gut sein. Es kursieren gar YouTube-Videos von mehrere Jahre alten Joghurts, die vor laufender Kamera mit Genuss verzehrt werden. Das gleiche gilt auch für trockene Lebensmittel wie Nudeln und Reis, in denen es Bakterien und Schimmelpilze mangels Wasser schwer haben, sich zu vermehren. Bei frischem Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten ist es allerdings wichtig, das aufgedruckte Verfallsdatum zu beachten, da diese sehr schnell verderben.
Brot
Brot wird meist aus einem von zwei Gründen weggeworfen: Der erste ist Schimmel, gerade bei im Schrank vergessenem Toastbrot schnell zu beobachten. Da die Schimmelpilze ein Geflecht durch das gesamte Brot bilden können, das von außen gar nicht sichtbar ist, sollte das Brot auch bei kleinem Schimmelbefall komplett entsorgt werden. Vermeiden lässt sich Schimmel ganz einfach dadurch, das Brot nicht in der Plastiktüte oder im Kühlschrank aufzubewahren, damit sich kein Kondenswasser in der Verpackung bilden kann, das eine perfekte Umgebung für Schimmelpilze schafft. Bewahrt man Brot allerdings unter Frischluft auf, wird es schneller hart, trocken und dadurch weniger schmackhaft; das ist der zweite Wegwerfgrund. Solche alten Brotstücke lassen sich wunderbar zu Paniermehl zerbröseln oder in kleine Würfel zerschnitten und angebraten als Croutons im nächsten Salat genießen.
Lagerung
Lebensmittel richtig zu lagern vermeidet die Entstehung von Müll, da es die Verwertbarkeit verlängert. Falls euer Kühlschrank verschiedene Kältezonen hat – perfekt! – falls nicht: Oben ist es generell wärmer, in der Ebene über dem Gemüsefach am kältesten. Schnell Verderbliches wie Fleisch, Fisch und Milch sollte am kältesten gelagert werden; Käse, Joghurt und Aufstriche mittig, während offene Konserven oder eingelegte Lebensmittel nicht so viel Kühlung brauchen. Wichtig ist auch, die Sachen von ihrer Plastikhaut zu befreien, in der Kondenswasser das Schimmeln beschleunigt. Das gilt für Käse und Fleisch genauso wie Gemüse. Ausnahmen: Salat und Möhren, die sich überraschend lange frisch halten lassen, wenn sie in ein feuchtes Tuch eingeschlagen werden und dann in Plastik eingetütet im Kühlschrank liegen.
Resteverwertung
Wenn ihr auf verwertbare Reste stoßt, könnt ihr diese entweder selbst verbrauchen oder weitergeben. Als Resteessen zur Verwertung jedweden Gemüses eignet sich immer Reis mit Scheiß, Pesto (alles mit Knoblauch pürieren und in Öl tränken) zu Nudeln oder klassisch ein Eintopf. Manchmal ist es auch angebracht, die Nutzung von Resten um ein paar Tage oder Wochen zu verschieben und Lebensmittel so früh wie möglich einzufrieren. Wenn ihr keine Zeit zum Kochen habt, in den Urlaub fahrt oder diese Pastinake gerade einfach nicht essen wollt, fragt in eurer WG oder in eurem Haus, ob sich jemand den Resten annehmen möchte. So könnt ihr auch Reste wie Ketchup oder Currypaste abgeben und während des Urlaubs sogar noch den Kühlschrank ausstöpseln. Außerdem gibt es bei facebook diverse Gruppen wie zum Beispiel „Foodsharing“ oder „Lebensmittel verschenken“, in denen ihr Lebensmittel anbieten könnt, um sie von hungrigen, bedürftigen oder sparsamen Menschen abholen zu lassen oder das Essen anderer Menschen in eurer Nähe vor dem Verderben zu bewahren.
Obst
Wer sich über schnell verdorbenes Obst ärgert, der sollte seine Mischung in der Obstschale einer genaueren Inspektion unterziehen: Liegen darunter Äpfel und Bananen, tragen diese dazu bei, dass anderes Obst schneller weich wird und braune Stellen bekommt. Das liegt an dem Gas Ethen, das von den Früchten als Reifungshormon abgegeben wird und so auch anderes Obst zum Reifen bringt – im Fall von harten Avocados oder Kiwis sehr nützlich – bei längerer Lagerung aber auch zum Überreifen.
Eier
Ein kleiner Test hilft euch dabei zu entscheiden, ob ein Ei noch gut ist: Legt das Ei in eine Schale unter Wasser. Bleibt es auf der Seite liegen, sollte es noch frisch sein. Richtet es sich hochkant auf, sollte es bald verspeist werden, und steigt es an die Oberfläche auf, ist es nicht mehr genießbar. Im Zweifelsfall hilft aufschlagen und schnuppern, an durch Schwefelwasserstoff ausgelöstem Geruch könnt ihr ein faules Ei ebenfalls leicht identifizieren.
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Titelbildquelle: Ralph Aichinger/ flickr.com
Grafiken: sld
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