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Wer heutzutage kein Smartphone hat, hinkt dem Geist der Zeit einen Schritt hinterher. Das kluge Telefon, das sogar schon unsere Krankheiten diagnostiziert und uns mit Informationen füttert, ist aus unserem Kampf ums alltägliche Überleben kaum noch wegzudenken. Wegzudenken scheinen sich allerdings viele Menschen die Zustände, die der rechteckige Ratgeber durchlebt hat, bevor er seinen Dienst in einem wohlhabenden westlichen Staat antreten konnte. Wir können nicht reingucken – im wahrsten Sinne des Wortes – und warum sollten Hersteller ihre Produktionswege und -konditionen offenlegen, wenn das Resultat gerade ohne diese Kundgebungen den höchsten Absatz erzielt?

Doch auch das Kaufverhalten der Konsumenten war bis heute, wenn auch nicht löblich, zumindest verständlich – denn durch faire oder nachhaltige Produktion hat sich bis heute scheinbar noch kein Smartphone in besonderem Maße ausgezeichnet.

Mit dem Fairphone, das der Niederländer Bas van Abel und sein 14-köpfiges Team seit 2010 entwickelt haben, soll nun ein Zeitalter des fairen und transparenten Handykonsums anbrechen. Die Internet Community ist groß und der Unternehmer meldet heute schon an die 17 000 Fairphoneverkäufe – obwohl diese noch nicht einmal produziert wurden. Das Angebot des „mobilen guten Gewissens“ scheint attraktiv zu sein, doch inwiefern unterscheidet sich dieses Trendphone wirklich von seinen konventionellen Konkurrenten?

Faire und konfliktfreie Ressourcen sollen bei der Herstellung zum Einsatz kommen. Als konfliktfrei werden hier Stoffe aus Mienen bezeichnet, dessen Erlöse nicht in einen lokalen Bürgerkrieg einfließen. Fakt ist, dass bis jetzt nur der faire Handel von Zinn und Tantal garantiert wird, da die Transparenz in ausländischer Mienenwirtschaft oft nicht gegeben ist. An der„Conflict-Free Tin Initiative“ mit dessen Unterstützung für das neue Handy geworben wird, beteiligen sich im Übrigen auch schon die Hersteller Nokia, Blackberry, HP und Motorola.

Um der Ausbeutung unserer Erde vorzubeugen, verzichtet van Abel allerdings zusätzlich auf Metalle, für die Alternativen mit dem selben Effekt zur Verfügung stehen. Die Wahl für das nachhaltigere Pendant wird von den gängigen Produzenten oft nur umgangen, um minimal negative Auswirkungen auf Gewicht oder Größe des Handys zu meiden. Entbehrliche Rohstoffe, die lediglich für das äußere Design gewonnen werden müssen, bleiben beim Fairphone komplett ungenutzt.

Das Argument fairer Löhne soll Interessenten ebenfalls vom Kauf des Newcomers überzeugen. Partner des Produzenten setzen sich für faire Löhne und fairen Handel ein. Unter ihnen verbirgt sich allerdings kaum einer, bei dem nicht schon eine Zusammenarbeit mit konventionellen Telefonherstellern besteht.

Durch die Initiative Closing the Loop bemüht sich der Hersteller um die Wiederverwendung entsorgter Geräte. Im selben Atemzug weist dieser freundlicherweise auf ebensolche bestehenden Recyclingwege für konventionelle Telefone hin – auch hier wird das Rad also offenkundig neu erfunden.

Die Möglichkeit das Smartphone zu öffnen, soll, so van Abel, Reparaturen und Ersatzteilaustausch wieder einfacher machen. Die „Dual Sim“-Funktion ist eine Innovation, die das Fairphone auszeichnet. Ansonsten bergen technische Features sowie das äußerliche Design des Handys allerdings keine Revolutionen.

Mit der detaillierten und übersichtlichen Weise Bestandteile, Herstellungsfabriken, -orte und Kaufpreise aufzuführen, nehmen die Macher des Handys allerdings eine Vorbildfunktion in ihrer Branche ein.

Alles in allem unterscheidet sich das Fairphone nur in Einzelheiten von gängigen Handys. Viel bedeutender scheint, dass das Bewusstsein für eine faire, globale Welt mit diesem Anstoß wieder gewachsen ist, und dass ein Absatzmarkt ersichtlich wurde, der den heutigen Kapitalismus mit normativen Werten vereint.

Foto: Bas van Abel – Gründer des Unternehmens Fairphone. Quelle: fairphone.com

Anika ist seit dem Sommersemester 2013 Teil der Redaktion. Sie studiert Politikwissenschaften und Soziologie.

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