Die Fernsehlandschaft gleicht heutzutage einem Rapsfeld zu Beginn des Frühlings. Eine Trash-TV-Sendung nach der anderen sprießt aus dem trockenen Feld und hat nur noch eine Intention: größer und kräftiger zu werden als alle anderen zuvor – wobei mit größer voyeuristisch und mit kräftiger sexistisch gemeint ist. Deswegen finden wir, dass es an der Zeit ist, mit diesen Sendungen abzurechnen.
Damit also herzlich willkommen liebe Zuschauer*innen, Leser*innen und Reality-TV-Lovers bei “Cringe-Factor“!
In dieser ersten Folge nehmen wir, Anika, Kaspar und Eileen, drei unerschrockene Redakteur*innen des ALBRECHTS, uns drei Sendungen vor: M.O.M. – Milf or Missy, Finger weg! und Beauty & The Nerd. Die Staffeln aller Sendungen, über die wir reden werden, sind aktuell aus dem Jahr 2020 und haben zwei Dinge gemeinsam: Es sind Dating-Shows und den Produzent*innen ist das Fass mit Sexismus umgekippt, wodurch wir jede Folge aufs Neue das Kotzen kriegen.
Was genau haben wir also vor? Zuallererst erwarten wir eine Runde Applaus von euch, denn wir haben tatsächlich fast alle Sendungen bis zur letzten Folge geguckt (mit Ausnahme von einer, wir verraten aber noch nicht, welche!). Es waren anstrengende Stunden, die sich zu Wochen voller Nackenstarre durch das ständige Kopfschütteln entwickelt haben. Und all das soll nicht umsonst gewesen sein – wir küren schließlich die Sendung, die in punkto Sexismus den größten Cringe-Faktor hat!
Jede*r von uns ist für eine Sendung verantwortlich und wir werden euch jeweils einen Überblick über die Sendung geben, bei dem wir auch mit unserer Meinung nicht hinter dem Berg halten werden. Deswegen sprechen wir hier eine fette Spoiler-Warnung aus für alle, die tatsächlich daran interessiert sind, welches Pärchen am Ende der Show glücklich bis an ihr Lebensende sein wird.
Zusätzlich dazu vergeben wir alle zu jeder Sendung Kotzeimer – jede Show kann fünf Kotzeimer bekommen und die mit den meisten hat den Titel “Super-Trash” ergattert und gewinnt damit den Goldenen Kotzeimer!
Lehnt euch also zurück und genießt die Reise in eine Welt, die so fernab von der Realität ist, dass das Prädikat “Reality-TV” schon der erste Witz ist, den wir heute hören werden.
Finger weg!: Warum wir die Finger von dieser Show lassen sollten
Von Eileen Linke
„Stell dir vor, du bist im Paradies. Mit diesen Leuten (es werden Bilder von Menschen eingeblendet, die lasziv aus einem Pool steigen) und müsstest auf Sex verzichten. Wärst du dazu in der Lage?“
So fängt die wundervolle amerikanische Reality-TV-Show Finger weg! (Original: Too Hot To Handle) auf Netflix an. Wundervoll ist hier ironisch gemeint. Als sie im April überall auf meinem Netflix-Startbildschirm auftauchte, brachte der automatisch abgespielte Trailer mich nicht nur zum Lachen, sondern auch zum ungläubigen Kopfschütteln.
Was Mütter und Sex gemeinsam haben
Es geht in der Sendung ernsthaft darum, ob eine Gruppe junger Menschen es einen Monat ohne jeglichen sexuellen Kontakt zu anderen aushalten kann, obwohl sie normalerweise keinen Flirt auslassen (stellt euch hier bitte höchstdramatische Musik vor). Ach ja, es gibt übrigens auch etwas zu gewinnen, und zwar 100 000 US-Dollar. Ich für meinen Teil finde, dass ich leichter mein Geld gar nicht verdienen könnte.
Bild: Eileen Linke
Das sehen die Kandidat*innen allerdings anders. „Wie der schlimmste Horrorfilm“, beschreibt Harry die Lage und Francesca sagt unter Tränen: „Das ist als wäre meine Mutter gestorben.“ Harte Worte. Bei einer solchen Einstellung kein Wunder, dass die Regeln ständig (aber nicht so häufig wie durch den Trailer erwartet) gebrochen werden. Dafür wird dem Vergehen entsprechend übrigens das Preisgeld gekürzt – so entsteht immerhin ein wenig Spannung, die ich sonst sehr vermisst hätte. Übrigens hat Harry bereits ein Jahr vor dem Dreh bei der neuseeländischen Dating-Show Heartbreak Island 100 000 Dollar gewonnen – weswegen er wohl auch ohne schlechtes Gewissen zum größten Regelbrecher werden konnte.
Wannabes im Paradies
Ab und zu müssen die Teilnehmenden einen Workshop durchstehen. Bei diesen Workshops sollen sie lernen, emotionale Bindungen aufzubauen, quasi „erst reden, dann vögeln“. Anscheinend handelt es sich auch noch um den Versuch, die Kandidat*innen von ihrer Bindungsphobie zu heilen.
Unter dem scheinheiligen Deckmantel des Experiments verbergen sich knapp sechs Stunden voll durchschaubarer Charaktere, von denen nur die wenigsten die wahre Tiefe erreichen, die von den Workshops gefordert wird. Sechs Stunden voller Pseudo-Therapieansätze, die dabei selbst so flach sind, dass es beachtlich ist, dass die Teilnehmenden noch nicht selbst darauf gekommen sind, die eigene Vagina zu akzeptieren oder dass auch Männer Gefühle haben.
Sex ist nicht das Problem
Als wäre das schon nicht blöd genug, bleiben wir auch nicht von fragwürdigen Ereignissen verschont. Am Anfang werden wir von einer Sex-Sells-Lawine überrollt, nur um dann oberflächliche Gespräche über menschliche Oberflächen über uns ergehen zu lassen (und es wiederholt sich ständig!), gepaart mit den schlechtesten Synonymen für Sex und Flirts zum Augenverdrehen.
Vor allem die Männer scheinen ein Problem mit dem „Sex-Ban“ zu haben: Der Großteil der Regelverstöße geht von ihnen aus, während die meisten Frauen wenigstens versuchen, sich auf das Experiment einzulassen, was dem Ganzen einen Beigeschmack von „Männer können ihre Triebe eh nicht kontrollieren“ gibt. Es wirkt fast wie eine Ausrede für übergriffiges Verhalten.
Generell wird die ganze Zeit die Freizügigkeit der Kandidat*innen kritisiert und die monogame Beziehung als erstrebenswert dargestellt. Sollten denn nicht alle selbst über ihre Sexualität entscheiden? Auch wenn die meisten von ihnen ein wenig an emotionaler Reife gewonnen haben, können sie trotzdem ständig wechselnde Sexpartner*innen haben, ohne dafür verteufelt zu werden. Und sollten einige von ihnen vielleicht unter Sexsucht leiden, dann ist es abartig, sich über eine Krankheit lustig zu machen. Wo bleiben die Workshops für die Produzent*innen?
50 % bescheuert, 50 % langweilig
Insgesamt ist es nicht das Schlimmste, das ich im Reality-TV gesehen habe. Der Fake-Faktor ist ziemlich hoch, so sind zum Beispiel (SPOILER ALERT) alle Paare wieder getrennt. Harry und Francesca haben noch verhältnismäßig lange „durchgehalten“ und dann doch medienwirksam Schluss gemacht. Begründung: Harry will keine Fernbeziehung – das sagte er schon einen Tag nach der letzten Show zu seiner dort gefundenen Freundin. Da ist wohl einer auf das Preisgeld aus. Warten wir ab, in welcher Show wir ihn als nächstes sehen werden.
Zurück zu Finger weg!: Es gibt verhältnismäßig wenig Drama und Geschrei und meine Sorge, dass Beziehungen von Paaren gegeneinander in den Wettbewerb geschickt werden, hat sich nicht bestätigt. Trotzdem wird allein durch das Konzept einiges an Sexismus in die Sendung gebracht, denn es lädt alle Kandidat*innen praktisch dazu ein, sich abwertend und oberflächlich über alle anderen im Resort zu äußern – selbst der KI-Lautsprecher „Lana“ bleibt nicht verschont.
Das Ende war überraschenderweise ziemlich gut, da alle verbliebenen Teilnehmer*innen das Preisgeld zu gleichen Teilen bekommen haben. Und das wiederum lässt mich hoffen, dass es keine zweite Staffel geben wird. Drücken wir alle die Daumen.
Finger weg! bekommt von uns folgende Kotzeimer-Wertung:
M.O.M.: Was Altes? Was Neues? Was zum Kotzen?
Von Anika Schmidt
Es gibt kein Entkommen. Die Mediathek Joyn hielt sich für besonders ausgefuchst sämtliche Bushaltestellen mit Plakaten der Sendung M.O.M – Milf or Missy vollzupflastern, die ja wohl für alle einen Mehrwert darstellen wird. Ich meine, zwei Männer unterschiedlichen Alters und 14 Frauen zwischen 24 und 46 haben nur ein Ziel: Den*die Partner*in fürs Leben finden – klingt das nicht vielversprechend?
Die Formate des Trash-TV werden zwar immer als super innovativ angepriesen, unterscheiden sich meist jedoch nur wenig von zuvor Gesendetem. Das Alter spiele keine Rolle bei der Partnerwahl, das ist die Kernaussage der Show und somit auch genug Grund, um die Ausstrahlung zu rechtfertigen. Rätselhaft ist, welche Kriterien genau entscheiden, wer Kategorie „Milf“ oder „Missy“ ist, denn weder alle „Mütter, die ich ficken würde“ haben ein Kind, noch ist jede Missy blutjung (zum Glück). Interessant ist auch, dass keine einzige der ausgewählten Frauen in Felix‘ (57) Alter ist, sondern alle mindestens 10 Jahre jünger sind.
Zwischen Pfannkuchen und Rotwein
Bereits zu Beginn fällt es schwer, nicht gleich mit der Sexismus-Keule auszuholen. Denn während jede „Milf“ sich einzeln präsentiert die Treppe herunterkämpft, um sich ordnungsgemäß den beiden Herren vorzustellen, werden die Missys alle zusammen unter lautstarker musikalischer Beschallung präsentiert. Aufatmen, endlich Frischfleisch für die Jungs. Nach kurzem gegenseitigem Beschnuppern wählen sowohl Felix als auch sein jüngerer Konkurrent Marko (28) zwei Favoritinnen für ein erstes Einzeldate. Marko bereitet Pfannkuchen zu und Felix, Freund des schönen Lebens, lädt seine Auserwählten zu einer Rotweinprobe ein.
Während Marko sich nicht wirklich von gewöhnlichen Bachelor-Kandidaten abhebt (das ist weder positiv noch negativ gemeint), wird Felix dem Bild eines mansplainenden sexistischem Chauvinisten gerecht. Er scheint genau zu wissen, wie eine Frau in seinen Augen sein darf, und wie nicht – und außerdem, dass er unwiderstehlich sei. Bei einem Gruppendate kutschiert er die Kandidatinnen mit einer Limousine durch seine Wahlheimat Berlin und zeigt stolz à la Ted Mosby bei welchen Gebäuden er mitgewirkt und welche er entworfen hat. Und wehe der, die kein Interesse zeigt. Das würde natürlich Punktabzug bedeuten.
Viva la Mexico
Einige Folgen vergehen und schon jetten Marko, Felix und deren Gefolge ans andere Ende der Welt, genauer gesagt nach Mexiko, wo sie den Rest der Zeit zusammen verbringen werden. Sonne, Strand und Meer – das perfekte Ambiente für ganz viel nackte Haut. Es folgen romantische Dates in den Wellen des Atlantiks und wilde Tanzstunden in knappen Bikinis.
Die nächste Entscheidung naht und nun muss eben doch mit der Keule ausgeholt werden. Amy ist eine der Missys und hat sich ziemlich schnell und deutlich für Marko entschieden, da sie keinerlei Anziehung gegenüber Felix verspürt. Felix‘ Ego ist jedoch so groß, noch größer als Amys Unwille, dass er sie in sein Team wählt, in der Hoffnung, sie doch noch irgendwie bezirzen zu können: „Ich bin mir fast sicher, dass ich ihr Typ bin.“ Amy hat keine Wahl – und vor allem kein Veto. Senior Felix, in jeder Folge aufgeplustert wie ein notgeiler Hahn während der Brunft, fällt sogar einigen Kandidatinnen unangenehm auf. „Hör bitte auf mit deinen Prahlereien, das kommt nicht gut an“, ist der Tipp einer der „Milf“-Kandidatinnen. Ob er sich daranhält? I doubt it!
Bild: Eileen Linke
Zu früh gefreut
Einige M.O.M-Folgen später muss sich das Streaming-Portal Joyn mit Vorwürfen wegen Sexismus herumschlagen. Zu Recht, meiner Meinung nach. „Milf ist eine provokante Bezeichnung in M.O.M, aber sehr positiv aufgeladen“, rechtfertigt sich der Sender. Kein sexistischer Terminus dieser Welt kann positiv aufgeladen sein, sondern ist und bleibt eine Beleidigung, die eine Frau als ein sexuell begehrenswertes Stück Fleisch darstellt. Nach 111 Beschwerden beim Werberat zieht Pro-SiebenSat.1 einige Plakate zurück und möchte in zukünftig ausgestrahlten Folgen zusehends auf die Bezeichnung „Milf“ verzichten. Immerhin ein Anfang.
Die Idee, das Alter bei Dating-Shows anzuheben, finde ich gut. Die Sendung hält jedoch weder das eigene Konzept ein, noch wird vermittelt, dass Zahlen in der Liebe irrelevant sind. Denn Felix’ Kontostand wird zum Zentrum der Show und so rutscht sie ab zu einer schmutzigen und doch ermüdenden Schlacht zwischen Luxus und Simplizität. Da alle „älteren“ Frauen vor dem Gerichtsurteil ohne Ausnahme „Milf“ genannt wurden und diese unglaubliche Respektlosigkeit damit alltagstauglich wird, plädiere ich dafür, den Männern auch solche Spitznamen geben zu dürfen, wie „Hundesohn-Felix“ oder „20-cm-Marco“. Ansonsten glaube ich, dass die Produzent*innen dieselbe Einstellung hatten wie Kandidatin Anna: „Ich bin immer so sexistisch, aber es ist sonst alles so langweilig.“
M.O.M. bekommt von uns folgende Kotzeimer-Wertung:
Beauty & The Nerd: Wenn Schadenfreude weh tut
Von Kaspar Laing
Wer etwas nicht ganz gesehen hat, kann es nicht richtig bewerten. Allerdings ist manchmal auch genau das eine gute Bewertung. Mit anderen Worten: Beauty & The Nerd ist eine Show, die auch für jemanden mit relativ viel Erfahrung in diesem Bereich schwer zu beenden ist. Selbst ich, der schon lange Abende mit Love Island und Ex on the Beach verbracht hat, schaffe es wahrscheinlich nicht, die Serie zu beenden. Dabei schätze ich meine Schmerzensgrenze für solche Serien als relativ hoch ein, aber als mir das Bier in Folge zwei ausging, habe ich aufgegeben.
Zwei Welten, die aufeinanderprallen…
Sieben „Nerds“ treffen auf sieben „Beauties“, jede „Beauty“ sucht sich einen „Nerd“ für ihr Team und gemeinsam müssen sie möglichst viele Wettkämpfe gewinnen. Jede Folge scheiden Teams aus und welches am Ende übrigbleibt, darf einen Haufen Geld mit nach Hause nehmen. So weit, so einfach. Beauty & The Nerd ist nämlich eigentlich keine Datingshow, sondern eine Reality-Spielshow, die zufällig sowas wie Dating beinhaltet.
Die offensichtlichen Gründe, warum die Serie so schmerzhaft ist, sind gleichzeitig auch die, weshalb wir sie anschauen: Drama, Geschrei, Tränen und eine Menge Fremdschämen. Das alles bekam ich schon in der ersten Folge geboten. Auch insgesamt wirkt die Serie vertraut in ihrem Umgang mit den Beauties. Die unterscheiden sich mit ihrem Fokus auf Schönheit und Party nicht groß von den Kandidat*innen aus Love Island und Co., damit wird auch gleich der Kontrast zu den „Nerds“ aufgebaut, die es nicht so mit der Sozialkompetenz, dafür aber in der Birne haben. Die Rollen sind ganz nach dem Namen verteilt: Beauties schön, Nerds dafür schlau.
Bei einem der ersten Spiele wird dieser Unterschied noch einmal betont, als die Beauties Länder auf einer Weltkarte anzeigen oder eloquente Worte legen sollen, wie etwa „eloquent“. Die Nerds hingegen müssen seltsame Beauty-Produkte benennen. Beide scheitern natürlich und die Rollenverteilung bleibt erhalten.
Genau dieses Aufeinanderprallen der Welten ist jedoch, was die Serie so unerträglich anzusehen macht. Es gibt hier keinen so starken Fokus auf das Aufeinandertreffen der Geschlechter, immerhin taucht in der zweiten Folge ein männlicher Beauty und ein weiblicher Nerd auf – viel mehr ist die Prämisse der Serie die Aussetzung von Nerds in eine Villa voller Reality-Drama.
Die sind nämlich heillos überfordert, als ein Reality-Show-typischer Streit ausbricht, nachdem eine Beauty mit dem Drink einer anderen getroffen wird. Ein Mutiger, der sich zum Gespräch bereitstellt, findet sich schnell bei der Frage „Warum schreit ihr mich jetzt beide an?“ wieder. Ein Nerd-Klischee á la Big Bang Theory wird hier präsentiert, Publikumslacher bleiben aber aus.
Bild: Eileen Linke
Alles was bleibt ist Mitleid
Die Taktik von Fremdschämen durch Drama wird bei vielen Reality-Shows benutzt, weshalb es bei den Beauties auch nicht mehr so auffällt. Allerdings wandelt sich dieses Gefühl von lustiger Überzeichnung und Konfrontation bei den Nerds ganz schnell zu Mitleid. Dadurch wird jede Interaktion, jedes Problem und jedes Drama der Serie zu einem unangenehmen Trauerspiel, bei dem der Cringe-Faktor schon schmerzhaft ist.
Selbstverständlich muss die Serie die Differenzen der beiden Lebensstile so deutlich wie möglich darstellen, es ist schließlich der große Clou des Ganzen. Die “Nerds” werden jedoch immer wieder als weltfremd und lächerlich dargestellt, denn wer noch nie Poledance getanzt hat, kann ja nicht normal sein. Dabei entsteht eine stets abwärts gerichtete Perspektive auf die Nerds, die derart bloßgestellt werden, dass sich die Zuschauenden nur noch unwohl fühlen.
Überzeichnung und Drama ist hier tatsächlich nicht das Problem, in erster Linie macht das Ausschlachten der Kluft zwischen den beiden Welten die Serie so angenehm wie eine Lesung meiner Schulzeitpoesie.
Beauty & The Nerd bekommt von uns folgende Kotzeimer-Wertung:
And the Kotzeimer goes to …
Es war anstrengend. Es tat sehr oft weh. Und doch haben wir es durchgezogen und uns drei Sendungen angeschaut, die an der Grenze der Erträglichkeit balancieren. Warum machen wir das eigentlich? Warum schauen wir alle uns solche Shows an, von denen wir im Voraus wissen, dass es nicht gut sein wird? Weil wir alle Gefangene unseres eigenen Voyeurismus sind. Auch wir konnten uns nicht wehren. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, diese Sendungen einzuordnen und deswegen verleihen wir hier und jetzt einer der drei Sendungen den Goldenen Kotzeimer in der Kategorie Sexismus.
M.O.M. – Milf or Missy, Finger weg! und Beauty & The Nerd – diese Shows sind gegeneinander angetreten, wir haben uns Folge um Folge angeschaut und wirklich oft bei jeder einzelnen kotzen müssen. Doch nur eine kann ein Foto, eine Rose, den Titel gewinnen.
Und jetzt, ohne weitere Umschweife und ohne eingeschobene Werbepause … Der Goldene Kotzeimer geht an … M.O.M. – Milf or Missy! Herzlichen Glückwunsch!
Diese Sendung war im Vergleich zu den anderen beiden an Sexismus nicht zu überbieten: Mit einer Wertung von 4,3 von insgesamt 5 Kotzeimern lag sie etwa einen halben Kotzeimer vor unserer Zweitplatzierten: Beauty & The Nerd. Ob es wohl Zufall ist, dass beide Shows aus dem Haus von ProSiebenSat.1 kommen?
Fazit ist: Obwohl Beauty & The Nerd mit vielen Klischees um sich wirft und wir alle unabhängig voneinander bei der zweiten Folge aufgegeben haben, weil wir es nicht weiter ertragen konnten, ist bei dieser Sendung nicht Sexismus das Hauptproblem – in einer anderen Kategorie hätte sie aber verdient absahnen können.
M.O.M. hingegen glänzt in dieser Kategorie, so sehr, dass wir fast blind geworden wären. Doch am liebsten wären wir taub gewesen, um weder die Macho-Sprüche von Felix noch die beleidigende Anrede “Milf” hören zu müssen. Es hat seinen berechtigten Grund, dass Joyn die Plakate und den Namen ändern musste – “Gut so!” sagen wir und hoffen, dass der neue Streaming-Dienst aus dieser Blamage lernt und keine zweite Staffel und auch keine weitere Sexismus-Show auf die Beine stellt.
Wir gratulieren der Gewinnerin und raten all unseren Leser*innen, die Fernbedienung hinzulegen und den Laptop zuzuklappen, geht raus und führt normale, erwachsene Unterhaltungen. Seid besser als Reality-TV.
Bis zum nächsten Mal bei „Cringe-Factor“!
Eileen studiert Soziologie/Philosophie und war von Januar 2022 bis Anfang 2024 Chefredakteurin. Sie leitete von Februar 2019 bis Anfang 2020 das Ressort für Gesellschaft. Danach war sie stellvertretende Chefredakteurin. Außerdem werden viele der Illustrationen im Albrecht von ihr gezeichnet.
Anika studiert BWL an der Fachhochschule Kiel. Seit September 2019 ist sie beim ALBRECHT als Redakteurin tätig, seit Januar 2020 zusätzlich als Ressortleiterin der Gesellschaft.
Kaspar Studiert Deutsch auf Medienwissenschaft an der CAU. Er kam im Wintersemester 2019 zum Albrecht und ist seit dem Sommersemester 2020 für den Weißraum zuständig.