Ein echter Nord-Club gehört in die erste Bundesliga (Joschka Krause)

Holstein Kiel befindet sich mitten im Kampf um den Aufstieg in die erste Bundesliga. Und die Ausgangslage sieht vielversprechend aus. Mit sechs Punkten Vorsprung (Stand: 5.4) hat Kiel zumindest ein kleines Polster vor Fortuna Düsseldorf und dem Hamburger SV, der wie immer im Frühlingstief steckt. Damit könnte es in der ersten Bundesliga nächste Saison zumindest einen richtigen Nord-Club geben und das wär’ auch gut so! 

Tasmania Berlin oder Kaiserslautern/Arminia Bielefeld oder Union Berlin 

Was kann das schlimmste sein, was nach einem Aufstieg passiert? Ein Jahr Euphorie und dann die harte Realität des Abstiegs. Sang- und klanglos untergehen, nur damit alle Leistungsträger wechseln. Wieder in der zweiten Liga heißt es viel Geld investieren, nur um den Anschluss an die Spitze nicht zu verlieren oder durchgereicht zu werden, wie Arminia Bielefeld. Aber dass das passiert, ist ehrlich gesagt gar nicht mal so wahrscheinlich. Vereine wie Heidenheim und besonders Union Berlin zeigen, dass es gute Chancen gibt, sich in der ersten Liga zu halten. Zudem ist die Liga gerade im unteren Teil momentan nicht besonders stark. Es ist ungewiss, wie gut Gladbach, Bremen und Mainz oder Köln nächste Saison aufgestellt sind. Bei Sankt Pauli ist auch kein direkter Abstieg vorstellbar und Heidenheim kommt in das berüchtigte zweite Jahr nach dem Aufstieg. Da gibt es doch eine reale Chance, dass da die nötigen Punkte geholt werden können.  

Nicht ganz uneigennützig 

Ich bin ganz ehrlich. Ich habe den Wunsch von Holstein Kiels Aufstieg nicht ganz ohne eigennützige Hintergedanken. Natürlich würde es mich freuen, wenn der Meister von 1912 zum ersten Mal in der ersten Bundesliga antreten kann, aber genauso bin ich Fan von Eintracht Frankfurt. Sich da eine Erstligapartie anzuschauen, ist nicht so einfach, wenn das nächste Stadion in Bremen oder Wolfsburg ist. Da wäre es natürlich perfekt für mich, wenn es Erstliga Fußball in Kiel oder von mir aus auch Hamburg gibt.   

Also bitte Holstein Kiel: Steigt auf, bleibt in der ersten Liga und lasst stattdessen einen Plastikclub (wie Wolfsburg) den Gang in die Zweitklassigkeit antreten! 


Haltestelle Bundesliga (Karl Vowinkel)

Sonntagnachmittag, 19. Mai. Abpfiff in Hannover! Der Fußball Ticker verkündet: „Holstein Kiel steigt auf”. Vereinzelte Silvester-Rudimente stören die Pfingstsonntagsruhe, Daniel Günther gratuliert per Instagram und der Kieler Mannschaftsbusfahrer klebt schon mal die Lüftungen ab. 

Ein schönes Jahr, um abzusteigen

Eigentlich ist Aufsteigen ein unkaputtbarer Freudenmoment, aber Fußballkenner wissen, dass Neulinge gefundenes Fressen in der Nahrungskette der ersten Liga sind. Der FC Paderborn weiß genau, was zeitweilige Freude bedeutet. In der Saison 13/14 gelingt der Aufstieg ins Oberhaus, darauf folge der direkte Abstieg, anschließend sogar der Absturz in die Drittklassigkeit. Zwar konnten sich die Ostwestfalen wieder in die zweite Liga spielen, jedoch scheinen davon genommene Traumata anzudauern. Ein Paderborner Fabelende würde vermutlich resümieren: „Wer hoch fliegt, fällt tief”. Kann Holstein diesem Schicksal vielleicht auch erliegen?  

Moneten schaffen Athleten  

Ein Aufstieg bringt Veränderungen hervor. Vor allem in finanzieller Hinsicht. Mehreinnahmen durch Medienrechte, Werbeerlöse und höhere Relevanz sind zwar prinzipiell zu begrüßen, jedoch steigt damit auch der finanzielle Druck sowie das Risiko.  

Zu oft heißt es: ‚hochrangieren, investieren, kapitulieren’. Bedrängt von der Konkurrenzfähigkeit flattern neue Verträge und Summen über die Schreibtische der Funktionäre. Wie es nächstes Jahr aussieht, möchte erst einmal keiner wissen, denn Realismus ist der Cousin des Pessimismus.  

Dieser Absatz wird unterstützt von Tipico 

Ob weißbierbadende Münchener, Dortmunder Veggie-Wurst Testimonials oder ballbringende Miniatur-VWs – der Kommerz ist schon lange angekommen. Die zweite Liga ist dabei keine Ausnahme. Dennoch ist zu sehen, dass die erste Bundesliga in anderer Dimension unterwandert wird. Ausschlaggebend scheinen hierbei die Relevanz sowie Zielgruppengröße zu sein. Obwohl die zweite Liga gewiss kein gemeinnütziger Zusammenschluss ist, versprüht sie einen gewissen ehrlichen Charme. Mittlerweile wenden sich einige Fans vom Plastik-Fußball ab. Wolfsburg, Leipzig und die TSG Dietmar Hopp mindern den Spaß am echten Wettkampf. So mag vielleicht auch die Kieler Fan-Freude beim ersten Anblick der auswärtigen Stadionnamen verfliegen. Manch einer wünscht sich gar die zweite Liga zurück. 

Autor*in
Stellv. Chefredakteur und Layouter

Joschka studiert seit dem Wintersemester 20/21 Soziologie und Politikwissenschaft und ist seit Ende 2022 Teil des Albrechtsteams. Dazu leitet er seit dem März 2023 das Layoutteam und ist seit Februar 2024 stellvertretende Chefredaktion.

Autor*in
Onlineredaktion

Karl ist 20 Jahre alt und studiert Geschichte sowie WiPo an der CAU. Er schreibt seit dem WiSe 23/24 für den Albrecht und ist zuständig für die Online-Redaktion.

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