Chemievorführung des JungchemikerForums Kiel

Es ist Freitag, es ist Kieler Woche und ein Meer aus Menschen drängt sich über die Kiellinie. Über den Köpfen wandert ein grüner Luftballon an der Förde entlang. Erst einer, dann immer mehr Ballons hüpfen zwischen den Menschen herum. Die Quelle der Ballons findet sich am CAU-Zelt an der Kiellinie, wo sich für den Nachmittag Studenten des JungChemikerForums (JCF) auf einen Chemievortrag für alle interessierten Besucher vorbereitet haben. Die Werbung verbreitet sich mit den grünen Luftballons und der ein oder andere Besucher wandert in den mobilen Hörsaal.

Mit farbenfrohen und überraschenden Experimenten soll den jüngsten Besuchern der Kieler Woche die ‚Faszination Chemie‘ nahegebracht werden. Doch erst einmal bittet Michaela Taddey, die Vorsitzende des JCF Kiel, die Eltern um einen Griff ins Portemonnaie. „Aber keine Sorge! Die Münzen gibt es nach dem Vortrag zurück – und zwar vergoldet.“ Nein, Alchemisten sind Sascha Ossinger und Leonie Fitschen nicht, aber mit einem einfachen Trick können die beiden Chemiker den Kupfermünzen tatsächlich zu einem goldenen Glanz verhelfen. Zunächst bekommen die Münzen in einer Lösung aus Zink und einer Lauge einen silbrigen Überzug. Durch Erhitzen des Zink-Überzugs können die Besucher sehen, wie die Münzen langsam beginnen, golden zu schimmern. Gebildet hat sich natürlich kein Gold, sondern eine Messing-Legierung, also ein Gemisch aus Zink und Kupfer.

Anschließend dürfen die Zuschauer selber experimentieren. Ein paar mutige wagen sich nach vorne und mit Schutzbrillen ausgerüstet, mischen sie Aktivkohle in einem Glas mit Cola. Organische Farb- und Geschmacksstoffe in der Cola können von der Aktivkohle gebunden werden. Das dickflüssige Gemisch wird filtriert und staunend beobachten die jüngsten, wie von der schwarzen Cola nur noch eine farblose Flüssigkeit übrigbleibt.

Umso bunter werden die nächsten Versuche. In verschiedenen Bechergläsern zeigen unterschiedliche Indikatoren den pH-Bereich der Lösungen an. Gestartet wird im basischen Bereich, also bei hohem pH-Wert, den unter anderem Seifen oder Waschmittel haben. Wenn Leonie und Sascha Trockeneis in die Bechergläser geben, zeigen sich die Lösungen plötzlich alle in einer anderen Farbe. Die Indikatoren zeigen an, dass die Lösungen durch das Kohlenstoffdioxid im Trockeneis sauer geworden sind. „Das passiert durch die erhöhte Kohlenstoffdioxid-Konzentration in der Luft auch mit unseren Meeren“, erklärt Michaela. Durch die Änderung des pH-Wertes im Meer können Korallenriffe und Plankton absterben.

Durch diese einfachen aber für die jungen Besucher besonders unterhaltsamen Experimente versucht die Gruppe, schon Kindern zu zeigen, wie interessant und nah am alltäglichen Leben Chemie tatsächlich ist. Aber auch die Eltern und Großeltern fragen interessiert nach und das Team antwortet gerne. Die Naturwissenschaft Chemie authentisch und überzeugend zu vertreten, dafür engagieren sich die Jungchemiker. Sie wollen erreichen, dass mehr Verständnis von chemischen Prozessen das Interesse an naturwissenschaftlichen Diskussionen weckt und den Ruf von Wissenschaftlern stärkt. Das JCF Kiel ist die studentische Organisation der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und organisiert auch in Kooperation mit Gruppen von anderen Hochschulen Tagungen oder bietet für die erfahreneren Chemiker regelmäßig Fortbildungen oder Workshops an. Zum aktiven Kern der Kieler Gruppe zählen ungefähr 15 Studierende aus den Studiengängen Chemie, Wirtschaftschemie oder Biochemie.

Nach einer Stunde ist die kleine Experimentalvorlesung vorbei, langsam leert sich der Raum und die Chemikalien verschwinden wieder in Kisten. Nur ein einsamer Luftballon unter dem Zeltdach verrät, wer hier gerade noch experimentiert hat.

Kontakt: www.jungchemikerforum.de/kiel


Titelbild: at

Autor*in

Alexandra studiert Biochemie und Molekularbiologie. Sie ist seit Oktober 2016 beim Albrecht als Redakteurin aktiv, schreibt über Hochschulforschung oder gibt im Gesellschaftsressort ihre Meinung zum Besten und beim Layout und Design der Zeitung hilft sie gerne aus.

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