In der Schaubude in der Kieler Legienstraße tut sich etwas. Draußen versammeln sich Leute, auf dem Hinterhof gehen Menschen mit Zetteln in der Hand auf und ab und murmeln Wörter vor sich hin. Keine neue Partyreihe geht in der altehrwürdigen Location an den Start, sondern eine Institution, die zwar schon lange zu Kiel gehört, aber immer mal wieder in Vergessenheit gerät: Die Slambude. 1999 gegründet, gilt sie als Geburtsstätte des Slams in Kiel und gehört trotz einiger Ups und Downs zu den ältesten Slam-Locations im deutschsprachigen Raum. An diesem geschichtsträchtigen Ort hat für die Kieler Poetry Slam Szene alles angefangen.

Seit Mitte 2015 haben Michel Kühn und Mona Harry das Ruder übernommen und versuchen, die traditionsreiche Slambude zu neuem Leben zu erwecken. Zusammen organisieren und moderieren sie den „kleinen Bruder des Kieler Poetry Slams“. Meist alle zwei Monate holen die beiden Menschen auf die Bühne, die selbstgeschriebene Texte vortragen. Dass die Texte selbstverfasst sein müssen, ist neben dem 6-minütigen Zeitlimit die einzige Regel während des Live-Dichterwettstreits. Ob mit Lyrik oder Prosa, jeder kann sich auf die Bühne trauen. „Die Schaubude ist eine großartige Gelegenheit, vor einem nicht so großen Publikum die ersten Schritte zu wagen. Wir haben eine kleine, kuschelige Bühne, in sehr familiärer, freundschaftlicher Atmosphäre,“ zählt Michel die Vorteile vor allem für Newcomer auf. Zum Vergleich: In den Roten Salon der Pumpe passen rund 250 Zuschauer, in die oberen Räumlichkeiten sogar bis zu 400. Dagegen wirkt die Slambude mit ihren 100 Plätzen geradezu privat. „Dieser Slam hat einfach durch die – und ich meine das sehr positiv – Rotzigkeit der Schaubude einen ganz bestimmten Underground-Charme, den man bei größeren Veranstaltungen nicht hat,“ so Michel weiter. „Er ist einfach frech, laut und gut!“

Durch eine offene Liste, die bei neun Teilnehmern schließt, besteht die Möglichkeit, sich spontan am Abend der Veranstaltung anzumelden. Das ist auch für die Moderatoren immer wieder spannend und risikoreich, denn wie gut die Texte und Vorträge sind, lässt sich nur schwer erahnen. „Es ist besonders schön, wenn eine Person auf die Bühne geht, die man vorher noch nie gesehen hat und die dann einen fantastischen Text vorträgt,“ meint Michel. Diese Spannung und Überraschung sind genau die Elemente, die Poetry Slam so besonders machen.

Die beiden Moderatoren lassen sich aber durch nichts aus der Ruhe bringen. Beide haben bereits seit mehreren Jahren Moderationserfahrung. So ist Mona unter anderem für den Hamburger Pony Slam zuständig, während Michel den U-20 Slam in der Pumpe moderiert. Bei den Veranstaltungen klären die beiden nur noch die Eckdaten. „Ansonsten haben wir die Moderation mittlerweile im Blut und jeder schießt in dem Moment raus, was er gerade sagen will,“ fasst Michel die Arbeit zusammen. Beim Teilnehmerfeld achten Mona und Michel auf eine ausgewogene Mischung was zum Beispiel die Geschlechter oder die Textarten anbelangt. Mittlerweile ist die Slambude auch nicht mehr nur auf Kieler Teilnehmer fixiert, sondern lädt ebenso Slammer aus dem Rest Norddeutschlands ein. Das Abstimmungssystem variiert je nach Anzahl der Teilnehmer. Entweder werden einzelne Zuschauer zur Jury und bewerten mit Punkttafeln oder aber das gesamte Publikum entscheidet per Applaus, wer ins Finale einzieht und den Sieg davonträgt.

Die nächste Slambude findet am 25. Mai um 20 Uhr statt, Einlass ist ab 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro. Momentan besteht das Line-Up aus Björn Högsdal, Filo, Hendrik Neubauer, Kai Frantzen, David Petzuch, Marvin Girnth, Quinn Christiansen, Lennart Hamann und Anna Bartling. Wer Lust hat, im Mai oder bei der nächsten Ausgabe im September aufzutreten, kann sich entweder spontan in die offene Liste eintragen oder aber eine E-Mail an michel.kuehn@assembleart.com schreiben.

Autor*in

Maline ist 25 und studiert Deutsch und Politikwissenschaft im Master an der CAU. Sie ist seit Mai 2015 Mitglied beim Albrecht.

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