Filmkritik zur Dystopie Civil War

Civil War ist der neue Film des amerikanischen Independent-Studios A24. Dieses wusste in den letzten Jahren mit Filmen wie Moonlight, Midsommar oder Der Leuchtturm zu überzeugen. Dabei ist Civil War eine der teuersten Produktionen in der Geschichte von A24. Das hohe Budget sieht man dem Film an. Die produzierten Bilder sehen fantastisch aus, das Sounddesign ist schön wuchtig und die Actionszenen beindrucken durch ihre Intensität. Technisch ist der Film hervorragend umgesetzt. 

Die Handlung ist in der nahen Zukunft angesiedelt. In den USA ist ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Die Staaten Texas und Kalifornien kämpfen gegen den amerikanischen Präsidenten, der sich in einer nicht verfassungsgemäßen dritten Amtszeit befindet. Die Fotojournalistin Lee Smith (Kirsten Dunst) begibt sich zusammen mit dem temperamentvollen Journalisten Joel (Wagner Moura), ihrem journalistischen Mentor Sammy (Stephen McKinley Henderson) und der jungen Fotografin Jessie Cullen (Cailee Spaeny) von New York auf den Weg nach Washington. Dort wollen sie den Präsidenten interviewen. Der Film ist ein klassisches Roadmovie mit einer gängigen Figurenkonstellation. Die Reise führt durch ein dystopisches Amerika. Die Protagonist*innen werden mit den Gräueln des Krieges konfrontiert. Die verschiedenen Stationen der Reise porträtieren dabei den Bürgerkrieg aus unterschiedlichen Perspektiven. 

In einer Szene begegnen die Protagonist*innen auf einem schaurigen Weihnachtsmarkt im Hochsommer zwei Soldaten. Diese belagern mit einem Scharfschützengewehr ein Haus. Der Reuters-Journalist Joel fragt die Soldaten, welcher Seite sie angehören. Sie verweigern eine Antwort. Er lässt nicht locker und fragt sie, auf welcher Seite der Soldat im Haus kämpft. Auch dazu äußern sie sich nicht. Für wen oder was gekämpft wird, scheint egal zu sein. Die beiden Soldaten sind nur daran interessiert, den Feind zu erledigen, um zu überleben. 

Die vier Journalist*innen in ihrem Pressewagen auf dem Weg nach Washington. Foto: A24 / DCM

Kein Film über amerikanische Politik 

Szenen wie diese sind die wirklich starken Momente von Civil War. Auch die Begegnung mit dem von Jesse Plemons gespielten rassistischen Milizanführer ist nervenaufreibend, aufwühlend und ein Höhepunkt des Films. Andere Szenen dagegen leiden unter den etwas belanglosen und vorhersehbaren Dialogen der vier Protagonist*innen. Zwischen den Hauptfiguren entsteht leider keine Dynamik, die uns mit der Gruppe mitfiebern lässt. Insbesondere die Beziehung zwischen der erfahrenen Lee Smith und der jungen Jessie Cullen bleibt kühl und distanziert. 

Der Film erscheint im Jahr der Neuauflage des Duells zwischen Donald Trump und Joe Biden um die amerikanische Präsidentschaft. Eine passend gewählte Veröffentlichung und Vergleiche zu Donald Trump stellen sich unweigerlich. Doch von amerikanischer Politik handelt der Film nicht. Die Hintergründe des Bürgerkrieges bleiben unklar. Wirklich politische Aussagen werden nicht getroffen. Dies ist eine bewusste Entscheidung von Regisseur und Drehbuchautor Alex Garland. Damit verliert der Film jedoch an politischer Bedeutung. Ein passender Kommentar mit inhaltlichen Aussagen zur anstehenden Präsidentschaftswahl ist Civil War daher nicht. Die Grausamkeit und die Willkür des Krieges werden einem dagegen in erschreckender Weise deutlich gemacht. 

6 von 10 Kinokatzenpunkte 

Autor*in

Tore studiert Politikwissenschaft und Philosophie an der CAU. Er ist seit dem April 2024 beim ALBRECHT.

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