TED – Technology, Entertainment and Design – unterstützt als non-profit Organisation und TEDx-Lizenzgeber Menschen auf der ganzen Welt, lokale Events zu interessanten Themen abzuhalten. Unabhängig durchgeführte Veranstaltungen lassen sich am kleinen ‚x‘ erkennen.

Im Herbst 2014 kam der Gedanke an eine Kieler TEDx-Veranstaltung das erste Mal auf. Ulf Evert, Fan Zhang und Kate Simmons, zum damaligen Zeitpunkt alle Mitglieder der Uni Kiel, waren bereits inspiriert von der Science Show. Bekannt durch die Night of the Profs, entspricht sie dem gleichen Prinzip wie den TED-Vorträgen.

Erklärtes Ziel von TED: Die Welt durch die Verbreitung von inspirierenden, innovativen und intelligenten Ideen zu verbessern. Über 30.000 gehaltene Vorträge zu Themen wie Why Happy Couples Cheat oder The Power of Introverts wurden mittlerweile auf der TEDx-Homepage veröffentlicht. Besonders im englischsprachigen Raum sind die Vorträge beliebt. So versuchte beispielsweise schon Philantrop Bill Gates, das Publikum von seinen Ideen zu überzeugen. Der erfolgreichste TEDx-Beitrag auf YouTube ist die Beatbox Performance des australischen Straßenmusikers Tom Thum. Mit über 44 Millionen Klicks in zwei Jahren führt er die Liste an. Doch auch unbekanntere Talks haben auf der Videoplattform selten weniger als 100.000 Aufrufe.

Vom anfänglichen Gedanken hin zu konkreten Tatsachen brauchte es bei den Kielern jedoch Zeit. Videos vergangener TEDx-Vorträge erzeugen die Illusion, es sei einfach ein ungezwungenes Treffen kluger Leute. Doch weit gefehlt! Der Organisationsaufwand hinter diesen Events ist immens. Schon bei der Beantragung einer Lizenz gibt es einiges zu beachten: So muss der künftige Lizenzträger tatsächlich auch in der Stadt der geplanten TEDx-Konferenz leben und ein Konzept einschließlich Motto formulieren.

Die Kieler Veranstaltung unter dem Leitspruch Crossing Frontiers findet im KulturForum statt. Mit einem Publikum von 100 ausgewählten Teilnehmern hat dieses Event eine überschaubare Größe. Mehr oder gar unbegrenzt viele Zuschauer lässt TED jedoch nur nach einer Teilnahme an TED oder TEDGlobal zu. Der reguläre Eintrittspreis für eine der jährlichen Konferenzen kostet allerdings schon einmal bis zu 8.500$.

Um eine genauere Vorstellung von einem realen Event zu bekommen, schaute sich das Team mehrere Liveveranstaltungen in Deutschland und Dänemark an. Erste Verbesserungswünsche und Ideen für die heimische Version ergaben sich bereits.

Im April 2015 begann die eigentliche Planung. Der vom Zentrum für Schlüsselqualifikationen angebotene Kurs Creating a TEDx/CAU Talk Event, jeweils für Studierende und Doktoranden, ermöglichte ein regelmäßiges Treffen im universitären Rahmen. Bis zur finalen Phase im November war die Gruppe auf ungefähr 25 ehrenamtliche Mitorganisatoren angewachsen, die sich auf vier Organisationsbereiche verteilten. Nicht jeder hatte immer gleich viel oder überhaupt etwas zu tun, so waren zum Beispiel die Verantwortlichen für die Location am Anfang bei der Suche nach einer Örtlichkeit und zum Schluss gefragt, als es um die technische Ausstattung oder den Bühnenaufbau ging. Wer für das Budget zuständig war, musste sich noch einmal genau mit dem TED-Regelwerk auseinandersetzen. Das zur Verfügung gestellte Handbuch bietet eine Fülle von vielfach erprobten Ratschlägen zu allen Aspekten der organisatorischen Umsetzung. Neben einem ungefähren Zeitplan sowie zahlreichen Tipps und Anleitungen gibt es allerdings auch handfeste Regeln. So dürfen die Organisatoren keine Sponsoren aus der Rüstungsindustrie anwerben. Dies sei in Kiel durchaus relevant, so die Organisatoren. Kooperationen sind nicht immer bekannt, beispielsweise arbeiten auf Schiffsbau spezialisierte Unternehmen mit in- und ausländischem Militär zusammen.

Anfangs waren die Organisatoren noch bemüht, möglichst regionale Sponsoren zu gewinnen, allerdings war der späte Beginn der Planung problematisch. Die Budgettöpfe vieler Firmen, ebenso der Jubiläumsetat der CAU, waren bereits ausgeschöpft. Einige uninahe Einrichtungen, zum Beispiel das Studierendenparlament und die eLK Medien, halfen dennoch aus.

Zusätzlich zu den immer wieder auftauchenden bürokratischen Hürden, gab es außerdem eine ungeahnte Menge an Kleinstaufgaben. Zwar stellt TED Material zur Verfügung, allerdings fast ausschließlich auf Englisch. Mit dem einfachen Übersetzen von Dokumenten war es nicht getan und so diskutierten die Organisatoren anfangs über vermeintliche Nebensächlichkeiten, wie die exakten Formulierungen bei Anschreiben an potentielle Sponsoren.

Doch was das Publikum am Ende mitbekommt, sind die Speaker. Begeisternde und leidenschaftliche Persönlichkeiten sollen die Zuschauer zum Nachdenken anregen. Auf die zehn möglichen Plätze bewarben sich doppelt so viele Kandidaten, die sich in mehreren Vorstellungsrunden beweisen mussten. Eine der ersten feststehenden Referentinnen war Patricia Franke. In ihrem Vortrag The Power of Nakedness spricht sie über das Gefühl „wirklich und wahrhaftig nackt zu sein“ – Aufrichtigkeit gegenüber sich selbst, „außerhalb des gesellschaftlichen Wertekorsetts“. Inspiration für ihren Vortrag schöpfte Franke aus ihrem ehemaligen Studentenjob als Showgirl: „Ich habe mich lange mit der Frage beschäftigt, warum ich oft unzufrieden war in meinem Leben und warum ich mich in meinen ehrlichen Momenten dann verunsichert fühlte, aufgrund familiärer und gesellschaftlicher Stimmen.“ Authentischer und zufriedener ginge jeder durchs Leben, würde er sich mit den eigenen Wünschen und seinem Platz in der Welt auseinandersetzen, so Franke im Gespräch mit dem ALBRECHT.

Künftig planen die Organisatoren regelmäßig verschiedenste Veranstaltungen. Neben den bereits genannten Eventformen gibt es auch noch wohn zimmerähnliche TED Saloons oder ED-Events, die sich dem Bildungsbereich ver schrieben haben. Anfang 2016 beginnt die Planung erneut, Freiwillige sind herzlichst willkommen.

Bildquelle: http://www.einfachgutelehre.uni-kiel.de/good-practice/ted/

Autor*in

Rebecca war von 2014 bis 2019 teil der ALBRECHT-Redaktion. In der Zeit hat sie für ein Jahr das Lektorat geleitet und war ein weiteres Jahr die stellvertretende Chefredakteurin.

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