Aktiv werden für das große Geld
Jedes Jahr am 1. Juni geht der Vorhang auf für die Showeinlagen der Unternehmen, die uns zum Pride Month ihre Diversität vorführen wollen. Plötzlich wird uns bewusst, dass auch queere Menschen Autos kaufen oder einen Kredit aufnehmen möchten und triste Logos werden mit dem Regenbogen verschönert.
Ein toller Trend, der sich sogar seit mehr als einem Jahrzehnt halten kann – eine große Leistung in unserer TikTok-Schnelllebigkeit. Solche Trends gibt es in allen möglichen Facetten. Pinkwashing, Greenwashing, Wokewashing, you name it. Was das Ganze mit Waschen zu tun hat? Gemeint ist wohl der enorme Umsatz von Unternehmen durch diese Strategien, der sich gewaschen hat.
Es gibt auch andere bescheuerte Trends, denn Applaus bekommen nicht nur diese Unternehmen als Lob für ihren Einsatz für unterdrückte Gruppen unserer Gesellschaft, Applaus kann auch eine faire Bezahlung sein. Zum Beispiel für Pflegekräfte zu Anfang der Pandemie. „Klatschen für Corona“ war so offensichtlich sinnlos, dass es überraschte, wie viele inbrünstig auf den Balkonen ihre Hände gegeneinanderschlugen und dachten, Teil einer guten Sache zu sein. Hier hat sich nur die Kürze eines Trends bezahlt gemacht.
Setzen wir uns doch lieber tatsächlich für die Belange von Menschen ein und tun nicht nur so, um einem Shitstorm zu entgehen oder um auf der Erfolgswelle einer Bewegung mitzureiten. Am Ende kommt die Wahrheit immer ans Licht und der schwerere Weg mit echten und ernstgemeinten Handlungen führt nicht nur zu einer besseren Gesellschaft, sondern auch das persönliche Glück profitiert davon – Fynn Kliemann weiß, wovon ich rede.
Eileen studiert Soziologie/Philosophie und war von Januar 2022 bis Anfang 2024 Chefredakteurin. Sie leitete von Februar 2019 bis Anfang 2020 das Ressort für Gesellschaft. Danach war sie stellvertretende Chefredakteurin. Außerdem werden viele der Illustrationen im Albrecht von ihr gezeichnet.